Regierung weiß von nichts
Die deutsche Regierung hat nach Angaben ihres Sprechers Thomas Steg keine Kenntnis von dem Sachverhalt. In dem von der Regierung veröffentlichen Bericht über die BND-Tätigkeit im Irak sei eine entsprechende Information nicht enthalten.
BND doch schon Anfang Februar in Bagdad?
Die Zeitung meldete unter Berufung auf den Regierungsbericht für das Parlamentarische Kontrollgremium (PKG), schon vor der offiziell eingeräumten Stationierung des BND-Sondereinsatzteams in Bagdad vom 15. Februar bis 2. Mai 2003 habe in der irakischen Hauptstadt eine Residentur des deutschen Geheimdienstes "erfolgreich gearbeitet". Diese Residentur habe über "sehr gute Kontakte bis zur Spitze des irakischen Nachrichtendienstes" verfügt, hieß es weiter.
50 Einzelanfragen
"In den Monaten vor Kriegsbeginn" 2003 seien in 50 Einzelanfragen von deutschen Regierungsstellen - insbesondere vom Bundeskanzleramt und vom Außenministerium - möglichst detaillierte Informationen und Pläne angefordert worden - besonders zu der "vermuteten Art der irakischen Kriegsführung" und "zu Kriegsszenarien". Auch Informationen zu dem "Ring-Verteidigungssystem" rund um Bagdad, zu neuen Geschützstellungen und zu Plänen, die Verteidigung durch brennende Ölgräben zu organisieren, seien angefordert worden.
Unverschlüsselte Telefonleitungen
Wegen des Ausfalls der abhörsicheren Verbindungskanäle zwischen BND-Agenten in Bagdad und der Zentrale in Pullach in der ersten Kriegswoche hätten die BND-Leute auf abhöranfällige unverschlüsselte Telefonleitungen für ihre Meldungen zurückgreifen müssen, hieß es weiter. Deutsche Sicherheitsbehörden räumten laut Bericht ein, dass mindestens in dieser Zeit die Amerikaner "ganz genau und aktuell" über alles hätten Bescheid wissen können, was die BND-Experten weiter gemeldet hätten.
Die deutsche Regierung bleibt laut Steg bei ihrem bereits am Montag veröffentlichten Dementi eines Berichts der "New York Times", demzufolge deutsche Agenten den irakischen Verteidigungsplan für Bagdad dem US-Militär verschafft haben sollen. Dem Dementi sei "nichts hinzuzufügen", erklärte Steg.
Bereits am Dienstag hatte der frühere BND-Chef Hans-Georg Wieck erklärt, er halte es für unwahrscheinlich, dass BND-Mitarbeiter eigenmächtig Informationen an US-Geheimdienste weitergegeben haben. Der Geheimdienstexperte Udo Ulfkotte äußerte die Vermutung, der BND sei von US-Diensten ausspioniert worden. Er sagte: "Alles, was die BND-Agenten per Fax, per E-Mail, am Telefon gesagt haben oder mitgeteilt haben, wurde von den Amerikanern abgefangen und mitgeschnitten." Er bezweifelte, dass der BND die Informationen von sich aus weitergegeben haben könnten.