Wien - Es war eine etwas improvisierte politische Premiere: "Heute Abend: Change 06 im Birdland" stand Montag in Broadwaylettern über dem Eingang des gleichnamigen Jazzclubs im Wiener Hilton. Auf der Bühne: Ehemalige Politiker mit - in den Augen der Veranstalter - Starqualitäten wie Ferdinand Lacina und Rudolf Scholten. Im Publikum: Künstler und Kulturschaffende, rund 200 an der Zahl.

Präsentiert wurde der von Rechtsanwalt Gabriel Lansky gegründete Verein "Change 06", der die rote Wende im Land befördern soll. Lansky ist ein guter Freund von SPÖ-Parteichef Alfred Gusenbauer, und wenn er es schafft, seine Pläne zu verwirklichen, könnte "Change 06" ein wichtiger Faktor der roten Wahlbewegung werden.

Amerikanisches Vorbild

Kein Personenkomitee, sondern ein nach amerikanischem Vorbild organisierter Fundraising- und Networkingdienstleister soll entstehen, und nicht zufällig erinnert der Name "Change" an die erfolgreiche Präsidentschaftskampagne Bill Clintons aus dem Jahr 1992.

Am Sitz des Vereins in der Wollzeile 24 findet sich noch kein Türschild, aber immerhin gibt es bereits ein staatstragend geratenes Logo, gesponsert von der Werbeagentur Young & Rubicam, die auch schon Heinz Fischer in die Hofburg verhalf. Noch im März soll eine Homepage gestartet werden, und mit dem Juristen Roger Young arbeitet ein - vorerst von Lansky finanzierter - Vollzeitmitarbeiter für das Projekt. Später, wenn dann einmal die glanzvollen Galadiners und potent besetzten Stammtische per Schneeballeffekt im ganzen Land die erhofften Mittel aufbringen, soll sich der Verein selber tragen. Bis es soweit ist, will "Change 06" Preziosen aus der roten Regierungsgeschichte auf Ebay versteigern - etwa die berühmte Schweinchenkrawatte von Ex-Finanzminister Rudolf Edlinger.

Die Proponentenliste liest sich jedenfalls prominent: Die Wirtschaftsschiene verantwortet Post-Generalsekretärin Viktoria Kickinger, um wendewillige Ärzte kümmert sich Internist Siegfried Meryn, um die Künstler Schauspieler Harald Krassnitzer.

"Wir sind keine Wahlkampfplattform, sondern eine Art strukturierte Zivilgesellschaft", meint Lansky, "deshalb haben wir auch nicht den Anspruch einer perfekt durchgestylten Wahlkampfveranstaltung, sondern es geht um Diskussion in Progress".

Letzteres gab es dann auch bei der Kultur-Auftaktveranstaltung im Birdland, die weitgehend ohne Regie, dafür mit einem intensiv ausgetragenen Wortgefecht zwischen Autor Robert Schindel und Gusenbauer ausklang. Nächstes Gastspiel: Mitte April. (DER STANDARD, Printausgabe, 4.3.2006)