Nürnberg - Nach dem mehr als sechswöchigem Streik und vereinbarten millionenschweren Abfindungszahlungen rechnet die IG Metall mit einer Kostenexplosion bei der Schließung des Nürnberger AEG-Werks. Statt mit den vom Hausgerätekonzern genannten 230 Millionen Euro schlügen die Kosten mit rund 600 Millionen Euro zu Buche, sagte der Bezirksleiter der bayerischen IG Metall, Werner Neugebauer, am Samstag bei einem Streikfest in Nürnberg. "Electrolux ist eine gewaltige Geldverschwendungsmaschinerie", rief er den rund 400 Zuhörern zu. Zugleich verlangte er gesetzliche Beschränkungen von Betriebsverlagerungen.

Die Berechnungen der Gewerkschaft stützen sich unter anderem auf Electrolux-Angaben, wonach jeder Streiktag den Konzern rund vier Millionen Euro koste, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Bei 46 Streiktagen summiere sich dies auf 184 Millionen Euro. Hinzukämen Kosten von 150 Millionen Euro Kosten für den vereinbarten Sozialtarifvertrag und weitere dreistellige Millionenaufwendungen für die Verlagerung der Produktion nach Polen und Italien. Schwer beziffern lasse sich hingegen der durch den wochenlangen Streik entstandene Imageschaden.

"Geldverschwendungsorgie"

"Electrolux rechnet die Werkschließung schön. Tatsächlich handelt es sich um die größte Geldverschwendungsorgie der letzten 30 Jahre", kritisierte Neugebauer die Schließungsentscheidung.

IG Metall und das Electrolux-Management hatten sich am vergangenen Dienstag nach einem Verhandlungsmarathon auf Abfindungen und Qualifizierungsmaßnahmen für die 1700 Beschäftigten des AEG- Hausgerätewerks in Nürnberg geeinigt. Das Werk soll bis Ende 2007 geschlossen werden. Die Beschäftigen wollen über den Abschluss bei einer Urabstimmung an diesem Montag (6. März) befinden. Bei einer Zustimmung von mindestens 25 Prozent sollen von Dienstag (7. März) an wieder die Bänder rollen.

Die Beschäftigten der beiden Electrolux-Service-GmbHs haben die von IG Metall und dem Management getroffenen Vereinbarungen bereits am Freitag gebilligt. Beschäftigte der Lagersparte Logistics hätten sich in einer Urabstimmung zu 90,32 Prozent, Mitarbeiter der Ersatzteilsparte Distriparts zu 81,63 Prozent für eine Annahme des Kompromisses ausgesprochen, berichtete ein IG Metall-Sprecher am Samstag. Für alle vier GmbHs soll künftig ein Haustarif auf Basis des Metall-Tarifvertrags gelten. Electrolux hatte die Tarifverträge des Groß- und Außenhandels anwenden wollen. (APA/dpa)