Seit der ersten Maiwoche sucht ein Icann-Nominierungs-Komitee nach Kandidaten für die weltweite Online-Wahl. Völlig unklar aber ist: Welche Qualifikationen muss ein Kandidat für das Direktorium der global agierenden Internetorganisation mitbringen? Mit leichter Verzögerung nahm Icann in der ersten Maiwoche die Suche nach Kandidaten auf - und schon hat die Zusammensetzung des Komitees zu Kritik geführt, weil dessen Mitglieder nicht nach demokratischen Prinzipien - Offenheit und Transparenz - ausgewählt wurden. Doch welche Bedingungen und Qualifikationen muss ein Kandidat überhaupt mitbringen? Muss er ein Computerfreak oder ein Internetpolitiker sein? Und was ist ein "Internetpolitiker"? Ist das ein Politiker, der entschieden hat, dass das Internet wichtig ist, und es deshalb zu seinem Thema gemacht hat? Oder ist es ein Internetfreak, der will, dass das Internet nicht in die Hände realweltlicher Polit-Bürokraten fällt. Die Direktoren der Icann sprechen von "hochqualifizierten Kandidaten", die das Nominierungs-Komitee finden soll. Denn wenn Icann keine "guten" Kandidaten findet, könnte das zum Waterloo der ersten globalen Online-Wahl werden. Bisher entstammen die Mitglieder des ursprünglichen Direktoriums der Icann allesamt einer akademisch-technischen Elite, die zum Großteil aus den USA kommt. Esther Dyson, Interimsdirektorin und prägende Kraft, dürfte die einzige sein, die einem größeren Internetpublikum auch vor Icann bekannt war. Bei der ersten Icann-Wahl, der "Wahl der Techniker" Ende letzten Jahres, wurden sieben Europäer ins "Board of Directors" gewählt. Allesamt durchliefen sie einen Wahlprozess, den man mit dem Hamburger Fischmarkt vergleichen könnte: Der Lauteste gewinnt. Die schillernde Technikelite, die sich dort zusammengefunden hat, setzt sich aus so verschiedenen Personen zusammen wie Vinton Cerf, einer der Gründerväter des Internet, Linda Wilson, ehemalige Präsidentin des renommierten Radcliffe College, Hans Kraaijenbrink, Vorstandsmitglied der "European Telecommunications Network Operators Association", oder Jun Murai, Professor an der Keio University und Vizepräsident der japanischen Internet Society. (spiegel)