Istanbul - Die türkische Regierung will die stark unter Druck geratene Textilindustrie des Landes mit einer Steuersenkung unterstützen. Die Mehrwertsteuer für die Branche werde von 18 auf 8 Prozent gesenkt, sagte Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am Dienstag vor der Parlamentsfraktion seiner Regierungspartei AKP in Ankara.

Damit sollten Kündigungen verhindert und Investitionen angekurbelt werden. Im Gegenzug erwarte die Regierung von der Textilindustrie jedoch ein stärkeres Vorgehen gegen die Schattenwirtschaft in diesem Bereich.

Exportmotor

Die Textilindustrie ist einer der wichtigsten Exportmotoren des Landes. Die Branche erwirtschaftete im vergangenen Jahr 18 Prozent der türkischen Gesamtausfuhren von rund 73 Milliarden Dollar (rund 60 Mrd. Euro). Der weltweite Wegfall der Importquoten für Textilien im Jänner 2005 und die damit verbundene Stärkung chinesischer Textilhersteller haben den türkischen Unternehmern jedoch ebenso geschadet wie der Textilbranche in der EU. Die türkischen Firmen müssen zudem mit einem starken Wertzuwachs der Lira gegenüber dem US-Dollar zurechtkommen.

Rund ein Dutzend Fabriken in der Türkei musste inzwischen schließen; ein Unternehmen kündigte den Abbau von 15.000 Beschäftigten an. Vertreter der Textilindustrie hatten sich vergangene Woche mit Erdogan getroffen und Hilfen des Staates verlangt. (APA/AFP)