Foto: the message
"the message" ist ein klassisches Fanzine. Von Liebhabern für Liebhaber. Ich bin alles andere als HipHop-Insider und wusste bis vor Kurzem nicht einmal, dass es so was in Österreich am Kiosk gibt. Seit 1997, seit 2002 mit richtigem Pressevertrieb.

Also treffe ich Daniel Shaked, einen der Herausgeber. Das Heft entstand in einem DJ-Keller, schwarz-weiß, kopiert und handverteilt, erzählt er. Und von der Bedeutung der Ananas, die er nicht erklärt wissen will. Inzwischen erscheint das Magazin in Hochglanz mit internationaler Ausrichtung.

"Die HipHop-Community in Österreich ist klein, und es ist schwierig, Kooperationspartner zu finden." Die können in der Regel nicht viel mit der Thematik anfangen, und man hat mit den üblichen Klischees wie Gewaltverherrlichung und Sexismus zu kämpfen. Das trifft auch für einen Teil des HipHop zu. Aber nicht für den, den die "message"-Redaktion gut findet und featured.

Sie will "Menschen, die Geschichten zu erzählen haben" und "gute Platten" bringen. Was sich in einer Vielzahl von Interviews niederschlägt, geführt von Leuten, denen es ein wirkliches Anliegen ist oder einfach Spaß macht. Sehr subjektiv.

Schöne, unerwartete Gespräche

So entstehen dann schöne, unerwartete Gespräche mit Hans Krankl oder Joe Zawinul. Interviews und Beiträge mit Slum Village, den Detroiter HipHop-Innovatoren, dem Hammondorgel-Spieler Brian Auger, einem der Erfinder des funky Jazzrock, oder Nasir Jones, der über den sozialen Druck in New York textet, liefern gleichzeitig so was wie eine Kulturgeschichte der Gegenwart des (schwarzen) Amerikas.

"Analoger, organischer Sound"

Obwohl das Magazin sehr nach Jugendkultur aussieht, beinhaltet es alles an Black Music: Funk, Soul, Jazz, Rare Grooves. "Analoger, organischer Sound", sagt David Shaked. Graffiti-Bildstrecken, österreichische Szene, Rezensionen und Essays zu politischen Themen runden das Ganze perfekt ab.

Seitenhieb auf Kritik

Besonders schöne Rubrik: The Vinyl Junkyard, in der alte Rezensionen ungekürzt abgedruckt werden. Da findet man schon mal eine lauwarme Rezension über Alben, die heute unbestrittene Klassiker sind. Ein feiner Seitenhieb auf die Kritik.

Dieser Mix aus Jugendkultur und Themen, an denen auch die Generation über 30 Gefallen finden kann, ist sehr zeitgemäß. Um mit Saul Williams zu sprechen: "Wir sind in der einmaligen Situation, dass unsere Kinder dieselbe Musik wie ihre Eltern hören." Klar ist Hiphop in Österreich ein Minderheitenprogramm, aber international absolut kommerzialisiert, aus TV und Kinofilmen nicht mehr wegzudenken und mittlerweile auch in die österreichische Werbung eingeflossen.

"the message" ist mehr als ein Musikmagazin: Alle zwei Wochen wird Party gemacht. Lang lebe die Ananas! (DER STANDARD, Printausgabe, 9.3.2006)