Hunderte Mails, seitenlange Rückruflisten, ständiges Unterbrochen-Werden, dauernd erreichbar sein müssen. Das globale Wirtschaftsleben hält uns alle ständig busy: Zeitdiebe, der Druck der Verantwortung, die Informationsflut. Allein die Menge der Kommunikation will offenbar täglich verhindern, dass wir erreichen, was wir eigentlich wollten und sollten.

Carlos Ghosn, CEO von Renault und Nissan, tröstet: Er leide unter denselben Schmerzen, demselben Stress, schlaflosen Nächten wie alle Menschen in ähnlichen Jobs. r ist einer der Manager, die das aktuelle Fortune nach ihren Strategien für Wirksamkeit trotz Overkill der "Busyness" befragt hat: Ghosn schaltet beim Spielen mit seinen Kindern ab.

Howard Schultz, Chairman von Starbucks, nützt tagsüber fortlaufend persönliche Gespräche als Kraftquellen. Anleihen-Guru Bill Gross, der bei der Fondsgesellschaft Pimco für 200 Milliarden Dollar verantwortlich ist, stellt sich auf den Kopf, beantwortet selbst keine Mails und nimmt das Telefn kaum ab. Procter-&-Gamble-Boss A. G. Lafeley meditiert, isst acht kleine Mahlzeiten pro Tag. Hank Paulson, CEO von Goldman Sachs, geht nie nach 22 Uhr ins Bett und startet dafür morgens um 5.30. Designerin Vera Wang (Vera Wang Group) zieht sich für Kreatives vom Büro in ihr Schlafzimmer zurück.

Keiner der Befragten behauptet, die totale Kontrolle über die Heimsuchungen des modernen Wirtschaftslebens erlangt zu haben. Aber: Sie haben den individuell bestmöglichen Umgang damit gelernt. Ihre Strategien dafür klingen alle nicht spektakulär. Keine großen Geheimnisse. Keine tollen Rezepte. Und deswegen nachahmenswert. (Der Standard, Printausgabe 11.3.2006)