
P.D. James:
"Wo Licht und Schatten ist"
Deutsch:
Ulrike Wasel, Klaus Timmermann. € 20,50/462 Seiten.
Droemer, München 2006.
Combe Island ist aufgrund einer skurrilen Stiftung ein Ressort für einflussreiche Persönlichkeiten, die sich einmal abseits von Presse und Bodyguards absolute Ruhe gönnen möchten. Dazu ist eine ordentliche Zweiteilung der Inselbevölkerung vonnöten: hier die Promis, dort das Dienstpersonal mit freundlicher Köchin, seriösem Verwalter etc. Als eines nebligen Morgens ein berühmter Schriftsteller vom Leuchtturm baumelt, ist man in London bestrebt, das Aufsehen möglichst gering zu halten, und schickt Commander Dalgliesh und seine zwei bewährten Mitarbeiter auf die Insel.
Sowohl die distinguierten Damen und Herren der Oberschicht als auch die dienenden Geister tragen in ihren Herzen alle Mördergruben. Kein Wunder, war doch der gemeuchelte Romancier ein Ekel von besonderem Kaliber. Dalgliesh und seine Leute versuchen nun, ein Puzzle aus Alibis, Motiven und Zeitberechnungen zusammenzusetzen.
James arbeitet hier ganz konventionell, doch mit einer plastischen Ausarbeitung ihrer Figuren, einer eindrücklichen Beschreibung der Lokalität und einer subtilen Unterwanderung ebendieser klassischen Sujets. Die "gute Tasse Tee", die in britischen Krimis immer dann gereicht wird, wenn eine Leiche Aufregung verursacht, veranlasst eine Mitarbeiterin von Dalgliesh zu der ärgerlichen Überlegung, dass eine Tasse Tee unter solchen Umständen nie gut gewesen sein könne; die Möglichkeiten der DNA-Analysen bringen moderne Aspekte in die Mörderjagd, und schlussendlich setzt auch eine rezente Seuche Akzente.