Hilti produziert mittlerweile auch in China, Liechtenstein bleibt für CEO Pius Baschera und Präsident Michael Hilti das Unternehmensherz.

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Michael Hilti (Jahrgang 1946; wiedergewählt bis zur Generalversammlung 2006), Sohn des Unternehmensgründers Prof. Dr. h.c. Martin Hilti, ist seit 1990 Mitglied des Verwaltungsrats der Hilti Aktiengesellschaft, seit 1994 als dessen Präsident. Er wird dieses Amt am 1. Januar 2007 an den jetzigen CEO Pius Baschera übergeben, bleibt aber weiterhin Mitglied des Verwaltungsrates.

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Pius Baschera (1950, Schweiz) hat den Vorsitz der Hilti-Konzernleitung seit Anfang 1994 inne.

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STANDARD: Die Hilti-Gruppe hat 2006 Umsatz und Gewinn erneut deutlich steigern können - was sind die Gründe dafür?

Pius Baschera: Wir sind weltweit in allen Märkten gewachsen, und zwar fast überall mit zweistelligen Raten; nur in Europa, insbesondere in Deutschland, fiel das Wachstum etwas bescheidener aus. Wir haben erneut stark in den Vertrieb investiert und wieder einige innovative Produkte auf den Markt gebracht.

STANDARD: Insgesamt bleiben Sie aber stark von der Baukonjunktur abhängig.

Baschera: Das stimmt; der Bau hat sich im letzten Jahr gut entwickelt, mit Ausnahme Deutschlands, wo das Umfeld im Moment einfach kein höheres Wachstum zulässt.

Michael Hilti: Die Baubranche hat zwar nie die spektakulären Zuwachsraten wie in anderen Branchen, aber auch nicht diese markanten Rückgänge. Wir entwickeln uns aber auch in neuen Gebieten, von der Ölexploration bis zu neuen Schienenbefestigungstechniken. Das sind noch nicht die großen Umsatzträger, aber wichtige Schritte in eine neue Richtung.

STANDARD: Sie sind seit über 60 Jahren in Liechtenstein ansässig; was sind die Stärken dieses Standortes?

Hilti: Liechtenstein ist für uns das Zentrum der Welt. (lacht) Wir sind nicht nur wegen der Steuern hier; die Familie Hilti ist schon seit dem 17. Jahrhundert in Liechtenstein ansässig. Mein Onkel und mein Vater haben das Unternehmen 1941 gegründet.

Wir haben hier gut ausgebildete Arbeitskräfte, die sich stark mit dem Unternehmen identifizieren. Etwa 40 Prozent unserer 1600 Angestellten hier kommt aus Vorarlberg. Liechtenstein ist ein sehr kleiner Markt; wir mussten deshalb, wie andere heimische Firmen, schon sehr früh exportieren und uns der Auseinandersetzung mit der weltweiten Konkurrenz stellen.

STANDARD: Hilti hat zwar seinen Stammsitz hier, aber mittlerweile arbeiten 90 Prozent Ihrer Angestellten anderswo.

Hilti: Das stimmt; aber Liechtenstein ist und bleibt für uns wichtig. Wir haben zwei Produktionswerke in Liechtenstein, es kommt eine neue Logistikzentrale hinzu, Forschungs- und Entwicklungseinheiten sind hier.

Baschera: Von unseren 16.000 Leuten weltweit sind etwa 13.000 in unserer Marktorganisation tätig, sei es im Vertrieb oder im Service. Sie müssen in der Nähe unserer Kunden sein - auf der ganzen Welt. Wir haben täglich weit mehr als 300.000 Kundenkontakte.

STANDARD: Sie haben im letzten Herbst angekündigt, die Produktion von einfachen Geräten und Motoren nach China zu verlagern. Wird das künftig noch mehr?

Baschera: Wir haben gleichzeitig auch ein klares Bekenntnis zum Standort Liechtenstein und zu Europa abgegeben. Innovative Produkte, deren Herstellung komplex ist, werden wir auch weiter in Europa herstellen; auch aus Sicherheitsgründen gehen wir damit lieber nicht nach China, der Patentschutz ist in Europa deutlich stärker.

Aber der Kostendruck aus dem asiatischen Raum nimmt zu, und das bedeutet, dass wir einfachere Produkte, in denen viel Handarbeit steckt, vermehrt in China bauen lassen. Wir werden in Europa deshalb rund 100 Stellen abbauen; das wird ohne Entlassungen gehen. Und wir werden vermehrt auch Teile von Zulieferern in Osteuropa oder Asien beziehen.

STANDARD: Hat denn Europa als Industriestandort überhaupt noch Zukunft?

Hilti: Natürlich; aber wir Europäer müssen einiges dafür tun. Die Industrie, die Wirtschaft, der Staat müssen mehr in die Bildung und Forschung investieren. Und zwar brauchen wir nicht nur Spitzenforschung, sondern auch Fachhochschulen und Berufsschulen, die genügend Ingenieure und Fachkräfte ausbilden. Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource. Deshalb müssen wir in die Menschen und nicht nur in Maschinen investieren.


ZUR PERSON Michael Hilti (Jahrgang 1946), ist seit 1990 Mitglied des Ver- waltungsrats, seit 1994 Präsi- dent der Hilti AG. Er wird die- ses Amt 2007 an den jetzigen CEO Pius Baschera übergeben. Der 1950 geborene Baschera begann seine Karriere 1979 bei Hilti und ist seither für das Unternehmen in verschiede- nen Positionen tätig.


ZAHLEN & FAKTEN Das größte Industrieunternehmen Liechtensteins, der Bautechnikkonzern Hilti, hat den Gewinn 2005 um 15 Prozent auf 284 Millionen Schweizer Franken (180 Mio. Euro) gesteigert. Der Umsatz der Hilti-Gruppe wuchs um zehn Prozent auf 3,6 Mrd. Franken.

Hilti beschäftigt weltweit rund 16.000 Angestellte, darunter 1600 am Hauptsitz in Schaan in Liechtenstein. Auch im vorarlbergischen Thüringen betreibt Hilti ein Werk. Das Unternehmen befindet sich nach dem Rückzug von der Börse 2003 vollständig in Familienbesitz; Verwaltungsratspräsident ist Michael Hilti, der sein Amt 2007 an den heutigen Konzernchef Pius Baschera abgeben wird.(Klaus Bonanomi, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.3.2006)