Wien - Aktien dürften in den nächsten Monaten eine höhere Wertsteigerung verzeichnen als Anleihen. Das erwarten Analysten der Erste Bank, die generell Veranlagungen in Aktien zum "Übergewichten" empfehlen. Rentenpapiere stehen derzeit auf "neutral", während die Erste Geldmarkt-Veranlagungen in ihrem aktuellen Musterportfolio tendenziell zurücknimmt. "Das Sentiment spricht für Aktien", sagte Mostböck am Montag beim aktuellen "Finanzmarktausblick" für das zweite Quartal vor Journalisten in Wien. Die Konjunktur belebe sich, die Gewinnerwartungen seien positiv und die Bewertungen immer noch attraktiv.

Optimistisch ist Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck insbesondere für japanische Aktien, für die er zum "Übergewichten" empfiehlt. Ebenfalls Steigerungspotenzial sieht die Erste für Aktien der aufstrebenden Märkte ("Emerging Markets") wie Osteuropa (CEE), Lateinamerika und Asien. Bei US-Aktien sei eine Rücknahme (Untergewichten) angesagt, europäische Beteiligungspapiere stehen auf "neutral".

Ende der Nullzins-Politik in Japan

"Der Aufschwung in Japan sollte sich fortsetzen", meinte Mostböck. Getragen sei diese Entwicklung vor allem von der Inlandsnachfrage. Die Überkapazitäten seien endgültig abgebaut, die Unternehmen wiesen eine hohe Auslastung auf und der von der Notenbank angekündigte Kurswechsel in der Zinspolitik sollte eine "Normalisierung" der japanischen Geldpolitik ermöglichen. Um die Jahresmitte rechnet die Erste mit einem Zinsschritt der Bank of Japan (BoJ). Japans Währungshüter hatten 2001 eine "extrem lockere" Geldpolitik als Notfallmaßnahme eingeführt, um in der bereits angeschlagenen Wirtschaft nach enormen Kreditausfällen eine Kreditknappheit zu vermeiden. Seither hat die Notenbank die Wirtschaft direkt reichlich mit Liquidität versorgt, um die Wirtschaft aus dem "Würgegriff der Deflation" zu befreien.

Auf der Rentenseite sieht die Erste den US-Anleihemarkt zwar überbewertet, günstige Konjunkturdaten würden Anleihen derzeit aber unterstützen.

Erhöhung des Zinssatzes

Auch in Europa und den USA erwartet die Erste Zinserhöhungen: Die Europäische Zentralbank (EZB) sollte ihre Leitzinsen zur Jahresmitte auf 2,75 und bis Jahresende auf 3,0 Prozent anheben. Die US-Notenbank Fed dürfte in ihrer nächsten Sitzung Ende März noch einmal an der Zinsschraube drehen. Erwartet wird eine Erhöhung des Zinssatzes von 4,50 auf 4,75 Prozent.

Beim US-Dollar erwarten die Erste-Analysten eine Abschwächung. Die unterstützenden Faktoren des Vorjahres - wachsender Zinsabstand und ein stagnierendes Handelsbilanzdefizit - sollten in den kommenden Monaten abklingen. Ein höheres Defizit und schwächere Konjunkturdaten sollten die US-Währung schwächen, auch angesichts einer erwarteten Verbesserung der Konjunktur in Euroland. Der Dollar-Kurs, aktuell um 1,19, soll bis Juni auf 1,25, bis Dezember auf 1,30 abschwächen, erwartet Erste-Analyst Rainer Singer.

Auszeichnung

Das Analystenteam der Erste Bank wurde kürzlich vom Aktienanalyseinstitut AQ Research zur "Nummer 1" in Österreich und den Ländern Mittel- und Osteuropas (CEE) gekürt.