Moskau - Die Worte des russischen Präsidenten Vladimir Putin decken sich nicht immer mit der Realität. Es werde keinen Bankrott der einst größten russischen Ölgesellschaft Yukos geben, versicherte er der Weltöffentlichkeit, während staatlich dirigierte Attacken bereits in vollem Gang waren.

Am Freitag hat ein aus 14 Banken bestehendes Konsortium unter der Führung der Pariser Société Générale einen Konkursantrag in Moskau eingebracht. 420 Millionen Euro verlangen die Banken für einen im September 2003, ein Monat vor der Verhaftung des Yukos-Chefs Michail Chodorkowski, gewährten Kredit. Bis Februar 2005 hatte der schwer angeschlagene Konzern, der bereits 21,5 Mrd. Dollar Steuerschulden nachgezahlt hat und weitere Nachforderungen von zehn Mrd. Dollar erhalten hat, seine Bankschulden gewissenhaft bedient.

Danach versuchten die westlichen Banken, beim staatlichen Ölkonzern Rosneft zu ihrem Geld zu kommen. Rosneft hatte sich Ende 2004 77 Prozent der größten Fördertochter Yuganskneftegas einverleibt. Laut Insidern soll Rosneft den Banken zu verstehen gegeben haben, dass ein Rechtsstreit mit dem Staat nicht in deren Interesse sein könne und diese ihre Forderungen weiterhin an Yukos stellen sollten. Die Banken gingen auch diesen angezeigten Weg. Es ist wahrscheinlich, dass Rosneft bald die letzten Yukos-Aktiva zufallen. (Eduard Steiner, Moskau, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.3.2006)