IT-Business
US-Regierung will weiter Microsoft-Zerschlagung
Strafmaß für kommende Woche erwartet - Konzern verschiebt Präsentation zu Unternehmensstrategie
Im Kartellprozess gegen den Software-Hersteller Microsoft fordert die US-Regierung
weiterhin die Zerschlagung des Konzerns in zwei Unternehmen. Sie bekräftigte dies am Freitag in ihren endgültigen
Vorschlägen zur Bekämpfung des Microsoft-Monopols, die der zuständige Richter Thomas Penfield Jackson von der
Regierung angefordert hatte. Jackson hatte am Mittwoch nach einer Anhörung sogar eine Dreiteilung Microsofts als
möglich dargestellt.
Beobachtern zufolge dürfte er das Strafmaß nächste Woche fest setzen. Microsoft verschob deshalb eine ursprünglich
für kommenden Donnerstag angesetzte Präsentation zur Unternehmens-Strategie um drei Wochen.
Microsoft war bereits im April für schuldig befunden worden, seine Marktmacht bei Computer-Betriebssystemen
missbraucht und damit das US-Kartellrecht verletzt zu haben. Im laufenden Verfahren geht es nur noch um das
Strafmaß.
Jackson hatte die Regierung aufgefordert, bis (zum heutigen) Freitag ihre endgültigen Vorschläge zum Schicksal
Microsofts vorzulegen. Die Regierung änderte ihre ursprünglichen Version nur in einigen formalen Punkten. Danach soll
Microsoft zerschlagen werden in ein Unternehmen für Betriebssysteme wie Windows und ein weiteres für Anwendungen
wie das "Office"-Paket mit Tabellenkalkulation und Textverarbeitung oder den "Explorer" fürs Internet.
Experten rechnen damit, dass Jackson kommende Woche das Strafmaß bekannt gibt. Der Richter hatte bei der
Anhörung am Mittwoch erklärt, die Forderung der Regierung schüfe effektiv lediglich zwei getrennte Monopolisten.
Dagegen bewertete er Anträge zweier Industrie-Verbände als "exzellentes Informationsmaterial", die eine Aufspaltung
Microsofts in gleich drei Unternehmen vorsehen.
Microsoft erklärte am Freitag, die lang erwarteten Erläuterungen zur Firmenstrategie in der Zentrale in Redmond
(US-Bundesstaat Washington) würden nicht wie geplant am 1. Juni, sondern am 22. Juni abgegeben. Es handele sich
um die wichtigste Strategie-Veranstaltung seit fünf Jahren. Der für kommende Woche zu erwartetende Urteilsspruch
würde die Präsentation zu sehr überschatten, hieß es.
Der Prozess ist der erste seit dem Verfahren gegen die Telefongesellschaft AT&T vor 26 Jahren, in dem die Regierung
fordert, ein Unternehmen zu zerschlagen.
Die Microsoft-Aktie notierte an der New Yorker Aktienbörse eine halbe Stunde vor Schluss einen Dollar niedriger als am
Vortag bei 60-1/2 Dollar. (APA/Reuters)