Wien – "Wir glauben, dass wir das Privatisierungsprogramm vollständig abgearbeitet haben. Mit dem Post-Börsengang wird es sogar übererfüllt sein." Sichtlich stolz verkündeten die ÖIAG-Vorstände Peter Michaelis und Rainer Wieltsch am Mittwoch, dass die verbliebene Rest-ÖIAG in der Lage sein wird, an den Finanzminister Dividenden abzuliefern und die Bedienung der Forschungsanleihe darzustellen.

Trotz zahlreicher Privatisierungen im Gesamtwert von 5,4 Milliarden Euro sei das Vermögen der ÖIAG auf neun Mrd. Euro angewachsen und übersteige damit die Schulden um 7,8 Mrd. Euro. Letztere betragen aktuell 400 Millionen Euro, 1999 waren es noch 6,3 Mrd. Euro gewesen.

Dass sich Finanzminister Karl-Heinz Grasser jüngst Vorabdividenden gesichert hat, stört die ÖIAG-Chefs nicht. Das könnten nämlich pro Jahr nur 90 Mio. Euro sein, also die Hälfte des arithmetischen Mittels der letzten drei Jahre.

So viel Eigenlob verleitete im Klub der Wirtschaftspublizisten umgehend zum Versprecher des Tages: "Es ist uns gelungen, eine große Abhängigkeit gegen politische Begehrlichkeiten zu entwickeln." Gemeint war freilich, dass der politische Einfluss dank des unabhängigen Aufsichtsrats gering sei, obwohl jedes einzelne Privatisierungskonzept von der Regierung zu genehmigen ist. (ung, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2006)