Bild: Dyson

STAUBSAUGER: Frühlingsduft vertreibt – hoffentlich bald – die trockene Heizungsluft, und das erste Vogelgezwitscher erweckt bei Vielen neuen Tatendrang. Das trifft sich gut, denn die lang ersehnten Sonnenstrahlen bringen den Staub in den eigenen vier Wänden so richtig ans Licht. Judith Hecht rückte dem Schmutz zu Leibe und saugte sich folgenden Testbericht aus den Fingern.

Staubsaugen zählt für die meisten von uns nicht zu den favorisierten Freizeitaktivitäten. Mit einem guten Gefährt im Schlepptau wird die Jagd nach Lurch und Co jedoch stark erleichtert. Was früher mit Besen und Schaufel mühselig zusammengekehrt wurde, landet heute mit einem kräftigen Luftsog im Staubbeutel.

Von der hohen Wattzahl eines Gerätes allein sollte man sich allerdings nicht allzu sehr beeindrucken lassen. Sie alleine macht keineswegs die gute Leistung eines Staubsaugers aus. Vielmehr hängt die gute Performance von der richtigen Konstruktion der Saugdüse, des Rohres und des Filtersystems ab.

Hochwertige Produkte sind mit unterschiedlichen Filtersystemen ausgestattet. Bei allen Geräten gelangt der Staub zunächst über das Saugrohr in den Hauptfilter. Das ist zumeist ein wegwerfbarer Papier- oder Vliesbeutel. Idealerweise verschließt er sich beim Herausnehmen mithilfe einer Verschlussautomatik von selbst. Unangenehme Staubkonfrontationen werden so vermieden. Gleich hinter dem Staubbeutel liegt der Motorschutzfilter, der verhindert, dass Sand ins Getriebe kommt. Manche Modelle haben zusätzlich einen Aktivkohlefilter. Er bindet unangenehme Gerüche, die entstehen, wenn sich aufgesaugte Haare zersetzen; für Besitzer von Hund und Katz daher sehr empfehlenswert.

Immer mehr Geräte sind heute mit einem HEPA-(High Efficiency Particulate Air)-Filter oder Feinstaubfilter ausgestattet. Mit seiner Zickzackfaltung bietet er eine vergrößerte Oberfläche und filtert auch kleinste Staubpartikel wie Milbeneier, Pollen oder Rauchpartikel aus der Luft. Vor allem Menschen mit einer Hausstaubmilben- oder Pollenallergie sollten beim Kauf auf dieses Detail achten.

Sowohl Beutel als auch Filter gilt es – will man eine optimale Saugkraft erhalten – regelmäßig auszutauschen. Die "Wartungskosten" sind allerdings nicht unbeachtlich und fallen regelmäßig an. HEPA-Filter kosten je nach Marke um die 33 Euro, Aktivkohlefilter zwischen zehn und 14 Euro.

Wer sich um dieses lästige Beiwerk nicht kümmern will, sollte sich einen Zyklonfiltersauger anschaffen. Hier sind Sieb und Motorfilter waschbar, Papierbeutel gibt es erst gar nicht. Der Staub wird von einem Luftsog im Wirbelwindsystem eingesaugt und von einem Kunststoffbehälter aufgefangen. Ist er voll, wird er ausgeleert und wiedereingesetzt.

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Die Kriterien

In einem Haushalt mit zwei Kleinkindern und einem ständig haarenden Labrador wurden sechs verschiedene Staubsauger getestet. Für eine breite Schmutzpalette war daher gesorgt. Bei vier Geräten wurde der Staub in auswechselbaren Staubbeuteln gesammelt. Die getesteten Staubsauger von Dyson und Philips funktionierten mit Zyklonfilter-Technologie.

Bei allen getesteten Geräten handelte es sich um Produkte von hoher Qualität, die eine gute Saugleistung aufweisen. Diese technisch exakt zu überprüfen, hätte den Rahmen eines STANDARD-Tests gesprengt. Von der Effizienz überzeugte sich das Testteam dennoch und reinigte mit jedem Testkandidaten einerseits verschmutzte Hart- und Teppichböden, andererseits auch schwer zu erreichende Stellen wie Ecken und Spalten. Darüber hinaus wurden das Preis-Leistungsverhältnis, die Ausstattung, die Lautstärke des Gerätes, das Design und vor allem das umkomplizierte und hygienische Handling (Ist das Gerät schnell zusammengebaut und einsatzbereit? Lassen sich die Filter einfach wechseln?) beurteilt.


Die Ergebnisse

Miele Medicair S 5, 315 €
Unser Testsieger speziell für Allergiker wird auch jenen gerecht, die Staubsaugen wissenschaftlich betreiben wollen. Die ausgeklügelte Bodendüse ist mit einem automatischen Stauberkennungssystem ausgestattet. Beim Saugen prallen die Staubpartikel auf eine Sensorplatte, ein Mikroprozessor berechnet die aufgenommene Staubmenge. Das auf der Bodendüse befindliche Lämpchen leuchtet erst grün (davor rot oder orange), wenn die Fläche "hygienisch sauber", also nahezu frei von Milbenkot, Bakterien und Pollen ist. Zusammengebaut ist der Medicair in null Komma nix. Ein deutliches "Klick" signalisiert das Einrasten von Düse und Handgriff. Das lange Kabel erspart häufiges Umstecken, der 4,5-Liter-Staubbeutel verschließt sich beim Herausnehmen von selbst. Die Ausstattung mit einem HEPA-Filter mit Aktivkohleschicht runden den hervorragenden Gesamteindruck ab. 9,5 Punkte

Bosch formula HEPA BSG 7/1835 baugleich wie Siemens technopower VS 07 1835; 169,90 €
"Ein gutes Preisleistungsverhältnis", stellt eine Testerin zufrieden fest. "Sehr bequem in der Handhabung und unglaublich leise", bestätigt eine andere. Das kompakte Kraftpaket wartet zusätzlich mit durchdachten Details auf: Klappt man den Tragegriff nach hinten, kann man ihn mittels Fußtipp als Ein/Aus-Taste verwenden. Für kurze Unterbrechungen gibt es ein Parksystem. Die Teleskopschiene wird senkrecht am Gerät eingesteckt und erspart so lästiges Bücken. Mit Staub kommt man beim Filterwechsel dank des Hygieneverschlusses nicht in Berührung. Mit einem Beutelvolumen von 3,6 Liter ist er ein Staubsauger für nicht allzu große Wohnungen. Einen Schönheitsfehler stellt das Fehlen einer Kabeleinzugstaste dar. Erst nach einem kräftigen Zug beginnt es sich aufzurollen. Grundtenor des Testteams: Klein, aber oho! 8,5 Punkte

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Nilfisk Extreme 150 XL; 369 €
Für einen Haushalt mit großem Reinigungsbedarf ist der Größte unter den Saugern ideal. Mit einem 6,5-Liter-Staubbeutel findet man selbst bei großem Schmutzaufkommen lange sein Auskommen. Wer zu Hause Stufen oder gar ein Stockwerk zu überwinden hat, kann darüber hinaus das Reinigen mit einem effizienten Muskeltraining verbinden, wiegt der Extreme doch stattliche 7,5 Kilo. Abgesehen davon ist der Saugkomfort hoch: Sensortasten, ein abgerundeter Haltegriff und ein starker und gleichzeitig sehr leiser Motor machen die Arbeit angenehm. "Frisst den Staub und schont den Teppich" hat zweifellos immer noch Gültigkeit. Enttäuschend ist jedoch die Ausstattung: Parkettbürste und Aktivkohlefilter sind trotz des hohen Preises nicht dabei. Wer nachrüsten will, muss daher noch einmal in die Tasche greifen. 7,5 Punkte

Philips Marathon; 299 €
Zielpublikum eindeutig männlich: bulliges Retrodesign mit Anlehnung an einen Roadster Marke Audi TT, einfache Bedienung mit zwei Tasten im Alessi-Stil. Mit seiner Tri-Active-Düse meisterte er auch das schwierige Gelände eines Langhaarteppichs völlig problemlos und überraschend leise. Ausgerüstet mit einem HEPA-Filter ist das Gerät auch für Allergiker geeignet. Das Ausleeren sollten eben Genannte allerdings tunlichst vermeiden: Schon beim Öffnen des Deckels kam uns eine Staubwolke entgegen, und der frei werdende Geruch war auch nicht vom Feinsten. "Man muss das Ganze im Freien abwickeln!" konstatiert eine Testerin nach erfolgter Prozedur. Fazit: Saugleistung und Design Spitze, Filterreinigung aufwändig und gewöhnungsbedürftig. 7,5 Punkte

Dyson Animal pro; 529 €
Der "Pionier der Zyklon-Technologie" präsentiert sich auch mit seinem spacigen, lila-silbernen Design als Wesen von einem anderen Stern. Das Shuttle im absoluten Hochpreis-Segment ist mit Turbinen-, Miniturbinen- und Parkettdüse sowie anderem Zubehör sehr gut ausgerüstet. An den Start geht's allerdings erst, wenn man die Mühen des Zusammenbaus bewältigt hat – die brauchen den Vergleich mit dem Aufbau eines IKEA-Möbels nicht zu scheuen. Die sich dann entfaltende Saugleistung ist dafür perfekt. Beeindruckend und schockierend gleichzeitig war für das Testteam, welche Unmengen an Hundehaaren sich nach dem Saugen eines einzigen Kurzhaarteppichs im transparenten Staubbehälter gesammelt haben. Schattenseiten beim Handling: Der Schlauch trennte sich oft allzu leicht vom Mutterschiff, das auch etwas mehr Triebwerkslärm als der Zyklon von Philips emittierte. Das Entleeren des trichterförmigen Filters war wie beim kleinen Bruder eine unappetitliche Angelegenheit, die man mit schwachen Magennerven unterlassen sollte. 6,8 Punkte
Danke dem Testteam, besonders Gabi, der besten und penibelsten Hausfrau aller Zeiten.
(DER STANDARD, Printausgabe vom 18./19.3.2006)