derStandard.at-Vorstand Alexander Mitteräcker und Tibor Bárci bei der Verleihung der CCA-Venus für den "Kunden des Jahres".

Foto: Leopold Ziganek

etat.at: derStandard.at wurde heuer zum "Kunden des Jahres gewählt": Welche derStandard.at-Kampagne der vergangenen Jahren spricht Sie persönlich am meisten an?

Bàrci: Es gibt aus meiner Sicht keine "verschiedenen" derStandard.at-Kampagnen sondern einen stetigen Strom hervorragender Ideen. In Echtzeit. In der Echtzeit|ung.

etat.at Welchen diesjährigen Venus-Gewinnern räumen Sie international die besten Chancen ein?

Bárci: Die Toblerone-Filme haben internationales Format (und ist eine global bekannte Marke). Ich vermute, wir werden sie auf den Wettbewerben in Cannes usw. wiedersehen. Aber auch andere Arbeiten wie z.B. Reed Messe könnten es auf der Weltbühne schaffen.

etat.at: Der Jury-Vorsitzende im Bereich Online, Dieter Weidenhofer, sah heuer "generell sehr schwaches Niveau". Warum tun sich Kreative mit dem Bereich Online nach wie vor schwer? Wie könnte der Stellenwert von Online-Werbung bei den Kreativen erhöht werden?

Bárci: Sehr viel Kreativität steckt bei den Onlinewerbern immer noch in der technischen Umsetzung. Das Problem ist bloß: man kann sie sinnlich nicht wahrnehmen. Im Vergleich dazu arbeiten klassische Werber viel intensiver an der Story. Die Onliner werden sich mehr um das Erzählen selbst kümmern müssen und weniger um die Programmierung.

etat.at: Heuer kam erstmals die "Doppelgänger"-Regelung zum Einsatz. Für nachträgliche Kupfervorwürfe gab es eine Einspruchsfrist von fünf Werktagen nach Jurysitzung. Nach der Verleihung kann nicht mehr gegen Siegerarbeiten protestiert werden. horizont.at fragt nun: "Wird's jetzt langweilig?, geht dadurch ein bisschen der Pfeffer in der Auseinandersetzung der Kreativen verloren?" Was sagen Sie dazu?

Bárci: Voriges Jahr fand es "Horizont" skandalös, heuer langweilig. Also was jetzt? Faktum ist, dass der Anteil der Doppelgänger heuer bei 0,08 Prozent lag. Die Doppelgängerregel war also goldrichtig und "Horizont" sollte das auch anerkennen.

etat.at Die Postings von etat.at sorgen derzeit für einige Branchendiskussionen. Was halten Sie von Postings?

Bárci: Postings sind gut. Aber die Beschimpfungen und Verleumdungen durch ein paar anonyme Poster auf etat.at geraten immer öfter zu Rufschädigungen. Nicht zuletzt wird der Ruf von etat.at selbst geschädigt. Das wäre ein bedauerlicher Verlust für die Werbebranche.

etat.at: Sie beraten Jung von Matt für den Aufbau eines Osteuropa-Netzwerkes. Was reizt Sie besonders an dieser Aufgabe und wie gehen Sie diese an?

Bárci: Jung von Matt gehört zu den kreativsten Agenturen Europas. Und unsere Kollegen in Zentral- und Osteuropa sind auf dem besten Weg zur kreativen Spitze. Da liegt es nahe, eine Brücke zwischen den besten im Westen und Osten zu schlagen. Derzeit lerne ich viele neue Talente kennen, blättere in Portfolios und führe Gespräche. Mehr möchte ich noch nicht verraten.

etat.at: Als erstes Projekt ist eine Agenturgründung in Polen geplant, die 2007 an den Start gehen soll. Warum gerade Polen und welche osteuropäischen Länder sind für Jung von Matt noch besonders interessant?

Bárci: Polen ist ein großer und rasch wachsender Werbemarkt. Und polnische Werber gehören zu den kreativsten im Zentrum Europas. Es gibt eine große Tradition im Grafik-Design und im polnischen Film. Das sind ideale Ausgangsbedingungen um eine neue Agentur im typischen JvM-Stil zu schaffen. If we make it there we´ll make it everywhere.

Überhaupt sind für unsere Pläne jene Länder interessant, die hohe Standards in Grafik, Film, Design und Text haben. Und das findet man in den neuen Ländern der EU praktisch überall. (red)