Maura Viceconte, schnellste Frau des Wien Marathon, bekam als Preisgeld 8.000 Euro. Willy Cheruiyot, Schnellster der männlichen Marathonis erhielt als Preisgeld 12.000 Euro. Kann es wirklich sein, dass die Gage der Gewinnerin um ein Drittel hinter der ihres männlichen Siegerkollegen hinterherhinkt? Ja, bestätigen die männlichen Organisatoren auf Anfrage. „Es ist bis auf heuer immer so gewesen, dass die Leistungen der Frauen in keinem Vergleich standen zur Leistungsfähigkeit der Männer“, schiebt Wolfgang Konrad im Gespräch mit dieStandard.at als Begründung nach. Doch dieses Argument hält keine Minute lang. Auf Knopfdruck zeigt das Archiv, dass die weiblichen Langstreckenläuferinnen schon 1999 ihren männlichen Kollegen ziemlich nahe an die Fersen gerückt sind. Vor einem Jahr wäre die Beste auf Platz fünfzehn der Männerwertung gekommen. Die Zweit- und Drittschnellste hätten die Ränge 17 und 18 geschafft. Die Frauen schnitten vor einem Jahr - bei dieser Affenhitze - mehr oder weniger gleich gut wie heuer ab, wo die drei schnellsten Frauen unter die 15 Gesamtbesten kamen. Dass die Veranstalter nur nach einer dummen Ausrede suchen, um unfaire Preisgelder schön zu reden, beweist auch der sportliche Leiter des Wien Marathon, Johann Langer, der sich in einen noch größeren Wirbel hineinredete. Er führte auch noch die niedrigere Teilnehmerquote der Frauen für das eklatant niedrigere Preisgeld ins Treffen. Gleichzeitig bestätigt er aber, dass sich der Frauenanteil am Wien Marathon von drei bis vier Prozent auf heuer 15 Prozent gesteigert hätte!!! Offensichtlich nimmt der Mann seine eigenen Kriterien nicht ernst. Denn wenn die Teilnehmerzahl schon eine Rolle beim Preisgeld spielt, dann hätte es für die schnellste Maradonna schon heuer enorm ansteigen müssen. Dass die Herrn Veranstalter ihrer eigenen Argumentation nicht trauen, zeigt das Versprechen, das sie im Gespräch mit der dieStandard.at abgegeben haben: Es wird heuer das letzte Marathon-Jahr mit unterschiedlichen Preisgeldern für Männer und Frauen gewesen sein. Wird auch höchste Zeit Schließlich ist die zu laufende Strecke für Frau und Mann gleich lang, auf Meter genau. Auch die Rahmenbedingungen sind die gleichen, Wind wie Sonne. Und die leistungsbezogenen Komponenten - zeitliche Rekorde, persönliche Bestzeiten - sind ja ohnehin durch gesonderte Prämien abgedeckt. Durch ihre tolle Performance (15 Minuten hinter dem schnellsten Mann) hat es Maura Viceconte heuer ja geschafft, das geringere Preisgeld durch höhere Prämien wettzumachen. Mit einem höheren Gewinn nach Hause fahren kann ihr männlicher Siegerkollege Willy Cheruiyot trotzdem. Weil er den Wien-Marathon unter 2 Stunden 9 Minuten erstmals schaffte, darf er den seit drei Jahren dafür ausgeschriebenen Mercedes nach Hause nehmen.(Anregung an die Sponsoren: Wie wär’s für einen Mercedes für die schnellste Maradonna?) Für 2001 ist also ein faires Preisgeld für Frauen versprochen. Gut, sonst müsste frau glatt verlangen, dass auch das einzuzahlende Nenngeld für Frauen ein Drittel billiger sein müsste.