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Foto: APA/EPA/KEYSTONE/Franco Greco

Der Preiskampf zwischen den Billigprovidern Yesss und Tele2UTA hat nicht nur die Preisdiskussion neu entfacht, sondern auch ein weiteres sehr interessantes und wichtiges Thema aufgedeckt – die Taktung bei der Verrechnung von Telefonaten. Nun hat sich die Arbeiterkammer Wien eingeschalten und kritisiert die Anbieter. Zudem wird ein Schutz gegen immer uneinheitlichere und längere Taktintervalle, die für die KundInnen immer undurchschaubarer würden, gefordert.

Es ist ein Dschungel da draußen

Konsumenten finden sich oft im Telefontarif-Dschungel nicht mehr zu Recht, kritisiert die AK. So haben im Verlauf des letzten Jahres viele Handy-Anbieter ihre Mindestverrechnungsdauer für Neukunden auf eine Minute statt 30 Sekunden umgestellt. "Telefonkunden können bei den ohnehin schon unübersichtlichen Angeboten und uneinheitlichen Tariftakten die Preise nicht mehr vergleichen und die Monatskosten schwer abschätzen", kritisiert AK Konsumentenschützer Harald Glatz. Um Angebote annähernd vergleichen zu können, fordert die AK: Taktungsregeln sollen, wie sie für Mehrwertdienste bereits durch eine Verordnung vorgesehen sind, auch für alle anderen Gespräche gelten.

Sekundengenaue Abrechnung

"Volle Transparenz schafft nur eine sekundengenaue Abrechnung", sagt Glatz, "weil sie Verbrauchern die exakten Kosten anzeigt." Um für Verbraucher zumindest ein Mindestmaß an Transparenz sicherzustellen, sollten den Taktungswünschen der Anbieter Grenzen gesetzt werden. So enthält eine Verordnung des Telekomregulators Vorgaben für Mehrwertdienste. Sie dürfen keine ungünstigere Taktung aufweisen als, dass maximal 60 Sekunden abgerechnet werden und danach sekundengenau oder jeweils maximal 30 Sekunden abgerechnet werden. "Als erster Schritt sollte für Abrechnungen von Festnetz- und Handyanbietern dasselbe gelten", fordert Glatz.

Teure Neuerungen

Ein AK Test im Jänner deckte auf, dass Mobilfunkanbieter großteils ihren Verrechnungstakt umgestellt haben – der WebStandard berichtete. Bei Neuverträgen beträgt die Mindestverrechnungsdauer häufig nicht mehr 30 Sekunden, sondern eine Minute. Der AK Test zeigte, dass nun bei über zwei Drittel der 44 untersuchten Tarife die erste Minute voll und danach wie bisher im 30-Sekunden-Takt abgerechnet wird. "Neukunden müssen also mit doppelten Kosten rechnen, wenn sie nur ganz kurz telefonieren", sagt Glatz.

Das Beispiel Tele2UTA

Der Trend zu immer längeren Abrechnungseinheiten scheint ungebremst zu sein. Auch der neue Tele2-Wertkartentarif "Champion" ist weit von einer exakten Abrechnung der Gesprächsdauer entfernt. Hier werden sogar eineinhalb Minuten und danach eine Minute voll abgerechnet. Ein Beispiel zeigt: Wer bei der 90/60-Sekundentaktung und einem Minutenentgelt von acht Cent ein einstündiges Gespräch führt, zahlt 4,80 Euro. Setzt sich die Telefonstunde aber aus vielen halbminütigen Telefonaten zusammen, so schlägt sich das Einzelgespräch mit zwölf Cent zu Buche und die Gesamtkosten betragen für den Konsumenten fast dreimal so viel, nämlich 14,40 Euro.

Festnetz

Dass es auch anders geht, zeigen einige Festnetzanbieter. Eine AK Stichprobenerhebung bei 24 Anbietern ergab: Fast die Hälfte (elf) rechnet sekundengenau ab. Zwei weitere rechnen zwar sekundengenau ab, verlangen aber Mindestbeträge von zwei oder 2,5 Cent pro Gespräch. Acht Anbieter veranschlagen die erste Minute voll und danach sekundengenau. Der Rest taktet halbminütig oder im Minutenabstand.(red)