Foto: ray
Wer mit wenig Geld Magazin macht, kann recht weit kommen. Redakteure verzichten auf ihre Gagen, Grafiker betreiben Selbstausbeutung, überall wird gespart. Aber die Fotos, die leidigen Fotos. Sie kosten, und nie findet man die richtigen.

Kein Problem für ray. Das Heft quillt über vor schönen Menschen, berauschenden Weltgegenden, martialischen Kriegsszenen, berühmten Stars. ray ist ein Filmmagazin, die Kollegen berichten über die Welt der bewegten Bilder, diese Glückspilze. Und sie nutzen ihren Vorteil fulminant.

ray ist nüchtern, elegant und wohl geordnet, einfach gut zu erschauen und zu erlesen. Annähern kann man sich dem Magazin aus zwei Richtungen, jener der Orientierung und jener der Nachbetrachtung.

Wer sich nicht ständig mit dem neuesten Filmangebot befasst, sitzt vor der Liste und liest mehr oder weniger originelle Titel. Null Information, welcher Film das Ausgehen lohnt. Da kann ein Filmmagazin helfen.

Noch mehr aber leistet ray für das schwierige Danach. Wir sitzen im Kino und werden aus der Welt gebeamt. Nach neunzig Minuten lassen sie uns wieder auf den harten Kinosessel plumpsen, und wir trauern mit der Musik des Nachspanns dem verlorenen Glück nach.

Das Magazin danach

Nehmen wir "Brokeback Mountain". Du gehst weg, mit oder ohne Tränen in den Augen und rettest dich in ray. Auf zwölf Seiten und in vier Artikeln stellt die Zeitung den Regisseur Ang Lee vor, setzt den aktuellen Film in einen Zusammenhang mit seinem Gesamtschaffen, bringt ein Interview und reflektiert die Handlung im gesellschaftlichen Rahmen der USA nach 9/11. Und dann noch eine Überschrift zum Niederknien: "Männer und andere Frauen" zu einem Beitrag über Ang Lees Subversion der melodramatischen Geschlechter-Regel. Dazu Fotos, Fotos, Fotos.

Der Anspruch der raydakteure ist es tatsächlich, alle Aspekte eines Films zu spiegeln. Gefragt nach dem Namen ihres Magazins, sagen sie: "ray steht für den Lichtstrahl, der auf die Leinwand fällt und dafür, dass wir Zusammenhänge und Hintergründe durchleuchten."

Neben den großen Strecken gibt es eine Reihe von kleineren Formaten: Kinostarts, Interviews mit Regisseuren und Schauspielern, DVDs, Bücher, Sound, Games, Veranstaltungen.

Schließlich die fixen Kolumnen: In "Live Protokoll" holt sich Fabian Burstein Promis auf die Couch und vor den Videorecorder. Er schaut sich beispielsweise mit Dieter Chmelar den legendären Boxkampf zwischen Ali und Foreman an. Darauf aufbauend findet dann ein öffentlicher Auftritt von Burstein mit seinem Gast im Wiener rhiz statt, bei dem das Thema vor Publikum in aller Breite und Schmähführung nochmals abgehandelt wird. Dann gibt es noch "Secrets & Lies" mit Skurrilem aus der Filmwelt, "On the track" zum filmischen Musikgeschehen, ein "Gastspiel" und "Letzte Geheimnisse", wo im Märzheft prophezeit wurde: "The Oscars go to: ,Brokeback Mountain‘" (na ja). Besser war da schon die prägnante Beschreibung der Krise des Kinos: "Die schmelzen die Goldmänner ein, so pleite sind die."

ray ist die positive Antwort auf die Krise. Drum mache ich jetzt Werbung dafür: Jahresabo für wohlfeile 20 Euro unter abo@ray-magazin.at. (DER STANDARD; Printausgabe, 23.3.2006)