Die Deutsche Telekom kann in den kommenden fünf Jahren ihr Kapital um bis zu 1,5 Milliarden Aktien erhöhen sowie eigene Aktien für die Finanzierung von Übernahmen zurück kaufen. Die Aktionäre des Konzerns stimmten auf der Hauptversammlung am Donnerstag in Köln mit großer Mehrheit entsprechenden Vorschlägen des Vorstandes zu. Die Erhöhung des "Genehmigten Kapitals 2000" gegen Sacheinlage um maximal 1,5 Milliarden neue Aktien entspricht zum jetzigen Kurswert - die T-Aktie schloss den Handel am Donnerstag mit 61 Euro - einem Volumen von etwa 90 Milliarden Euro (1.238 Mrd. S). Die neuen Titel sollen nicht an der Börse gehandelt werden. Eine Barkapitalerhöhung ist nach den Worten von Unternehmenschef Ron Sommer nicht geplant. Die mehr als 8.000 anwesenden Aktionäre, die nach Telekom-Angaben knapp 76 Prozent des Grundkapitals repräsentierten, machten außerdem den Weg für ein Programm zum Rückkauf von Aktien frei. Zuvor hatte Sommer erneut die Notwendigkeit einer Akquisition seines Konzerns in den USA hervorgehoben. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran", sagte Sommer dazu. Die Telekom könne per Aktientausch auch "Megafusionen" im Wert bis zur Hälfte ihres Börsenwertes von derzeit etwa 180 Milliarden Euro finanzieren. Der deutsche Konzern wird seit längerem dafür kritisiert, dass er trotz seiner Expansionspläne bisher keinen großen Kauf getätigt hat. Der US-Markt sei der größte Telekom-Markt weltweit, sagte Sommer weiter. Wer den Anspruch erhebe, als "Global Player" präsent sein zu wollen, müsse auch nach Übersee gehen. "Im Rahmen unserer internationalen Strategie verfolgen wir den Ausbau in Europa und den USA, aber auch in Asien auf Basis aller vier Unternehmenssäulen" wie Mobilfunk, Online, Netzzugang und Systemlösungen. In den USA sei die Telekom nach der Auflösung der Verträge mit der Gesellschaft Sprint, die von MCI WorldCom übernommen wird, frei von vertraglichen Zwängen. Die US-Aufsichtsbehörde FCC habe der Telekom die Lizenz erteilt, die es ermögliche, Kunden in den USA mit internationalen Telekommunikationsdiensten zu versorgen. Vertreter von Kleinaktionären kritisierten die ihrer Ansicht nach unklaren Aussagen Sommers zur Expansionsstrategie des Konzerns in Übersee. Zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrates wurde der 62-jährige Hans-Dietrich Winkhaus gewählt, der zuletzt Chef des Waschmittel- und Chemiekonzerns Henkel war. Der bisherige Aufsichtsratschef Helmut Sihler, der dem Gremium seit 1996 vorstand, scheidet aus Altersgründen aus. Sihler war am Vorabend vom Aufsichtsrat verabschiedet worden und leitete die Hauptversammlung der Telekom am Donnerstag zum letzten Mal. Ebenfalls mit großer Mehrheit angenommen wurde ein Aktienoptionsplan für rund 350 Führungskräfte der Telekom. Dabei sollen 1,27 Millionen Optionen ausgegeben werden, die ausgeübt werden können, wenn der Kurs der T-Aktie um mehr als 20 Prozent gestiegen ist und den Index Euro-Stoxx-50 geschlagen hat. Über die Aussichten für den Kurs der T-Aktie äußerte sich Sommer zuversichtlich, nachdem die Aktie in den vergangenen Wochen deutlich an Boden verloren hatte. "Die T-Aktie wird uns auch in Zukunft sehr viel Freude bereiten", sagte er. Dafür sprächen die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit des Konzerns. Außerdem stehe die Telekom am Beginn eines neuen "gewaltigen" Wachstumsschubes. Die T-Aktie hat seit ihrem Rekordstand von 104,90 Euro am 6. März im Sog der Abwertung von Technologieaktien fast die Hälfte an Wert verloren. Am Donnerstag legte die Aktie stärker als der Markt zu und schloss den Handel mit einem Plus von 7,77 Prozent bei 61 Euro. Wie Sommer weiter sagte, soll beim Internet-Tarif T-Online Eco der Tochter T-Online der Minutenpreis von derzeit fünf Pfennig auf 2,9 Pfennig inklusive der Telefongebühren gesenkt werden. Die neuen Online-Tarife sollten am Freitag auf einer Pressekonferenz vorgestellt werden.