Zentral
Der Desktop sei das letzte Stück, das noch in der Firmenstrategie gefehlt habe. Ab sofort könne man man alle Bedürfnisse von Unternehmen aus einer Hand abdecken - vom Server über Spezialanwendungen wie "Point of Sales" bis zum Desktop. Für die nahe Zukunft ist zuerst einmal eine umfangreiche Pilot-Phase für den SUSE Linux Enterprise Desktop geplant, hinter den Kulissen habe man bereits einige große KundInnen dafür gewinnen können, konkrete Details will Hovsepian derzeit aber noch nicht nennen. Die gestärkte Bedeutung des Desktops-Bereichs soll sich übrigens auch in aggressiverem Marketing bemerkbar machen: Nach Abschluss der Beta-Phase will man das Produkt verstärkt anpreisen.
Realistisch
Auf den Consumer-Massenmarkt wird man hingegen kurzfristig noch nicht setzen, auch wenn Hovsepian das für die Zukunft dezidiert nicht ausschließen will. Zentral sei derzeit aber einmal eine gute Position im Enterprise-Bereich zu erarbeiten. Viele würden von Novell erwarten, dass man ähnlich aggressiv auf den Consumer-Markt zugeht, wie es in der Vergangenheit Microsoft gemacht hat, dies lasse aber außer Betracht, dass sich der Markt seitdem massiv verändert hat, so der Novell-COO. Während Microsoft vor Jahren noch einen vergleichsweise frischen Markt vorgefunden hatte, so sei dieser nun weitgehend gesättigt.
Speziell
Viele Hoffnungen setzt man auf den Bildungsbereich und dessen Linux-Akzeptanz, offenbar kann man dabei auch erste Erfolge aufweisen: So habe der US-Bundesstaat Indiana laut Hovsepian gerade einen Vertrag für 500.000 Desktops abgeschlossen.
Wandel der Motive
Erfreut zeigt sich Hovsepian auch über die gesteigerte Akzeptanz von Linux im Business-Bereich, das freie Betriebssystem werden eindeutig nicht mehr nur als eine "billigere" Alternative zu Microsoft-Produkten betrachtet. Eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Chadwick Martin Bailey unter 500 Senior Executives, die über einen Einsatz von Linux nachdenken, zeige, dass deren Interesse nicht mehr primär durch Kostenargumente getrieben werde, so der Novell-COO. Zwar bleibe dies auch für die Zukunft ein wichtiger Faktor, an der Spitze der abgefragten Motivationen stand aber die Zuverlässigkeit, gefolgt von Sicherheits- und Performanceüberlegungen, die Kosten folgten hingegen erst an vierter Stelle.
Hauptgeldbringer sei im Moment zwar noch der US-Markt, das Wachstum sei aber für Novell derzeit in Europa deutlich stärker. Dies liege einerseits an einer gelungenen Fokusierung des eigenen Businesses, aber auch an einer generell stärkeren Offenheit gegenüber Open Source-Lösungen. Hovsepian geht davon, dass Europa eine Art Vorbildrolle für eine stärkeren Einsatz von Linux-Lösungen abgeben wird, dem Asien und die USA folgen werden. Die eigenen Erfahrungen zeigen, dass man in Europa auch einfach wesentlich strategischer an das Thema herangeht und supportete Komplettlösungen suche, während es in den USA oft nur heiße "Gib mir einen Server".
Strategisches