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Zuckungen der Muskeln treten nicht nur am Oberlid auf, werden dort aber besonders gut wahrgenomen.

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Was ist die Ursache für das Zucken? Ausgelöst wird dieses Symptom durch Stress, körperliche Anstrengung, Schwangerschaft, starkes Schwitzen oder aber auch nach Einnahme bestimmter Medikamente wie Diuretika etc. Hier kommt es unter anderem zu einem Mangel an Mineralstoffen, was bei der Entstehung der Zuckungen eine wesentliche Rolle spielen dürfte. Zuckungen von Muskeln findet man nicht nur am Oberlid sondern auch an anderen Körperregionen. Sie werden nur speziell in dieser Region besonders intensiv wahrgenommen, da die Muskulatur unmittelbar unter der Haut liegt. Vor allem der Lidheber, ein Muskel der für die Hebung des Oberlides verantwortlich ist, neigt zum Zucken.

Verantwortlicher Mechanismus

Folgender Mechanismus wird für die Kontraktionen verantwortlich gemacht. Im Normalfall bekommt ein Muskel einen nervalen Impuls und kontrahiert in der Folge. Störungen im Mineralstoffwechsel können auch ohne Nervenimpulse Muskelkontraktionen verursachen. Das Stresshormon Adrenalin scheint ebenfalls ursächlich an der Entstehung der Zuckungen beteiligt zu sein, da das Adrenalin die Bereitschaft der Muskulatur sich zusammenzuziehen fördert. Vor allem eine entsprechende Lebensführung dürfte dem Lidzucken am effizientesten zu Leibe rücken. Sprich ausreichend Schlaf, ausgewogene Ernährung, kein Alkohol, Tabak etc.

Bei Kindern kann das Lidzucken einen Tic darstellen

Motorische Tics sind unwillkürliche, plötzlich eintretende, sich wiederholende Bewegungen die vor allem im Gesichtsbereich auftreten. Zumeist handelt es sich um eine vorübergehende Störung. Wenige Menschen sind davon ein Leben lang betroffen. Intensität und Häufigkeit der Tics nehmen vor allem bei Stress zu. Die Ursache für die Entstehung von Tics ist nach wie vor umstritten. Um eine Reduktion der oft störenden Tics zu erreichen versucht man unter anderem verhaltenstherapeutisch einzuwirken. Mit dem Habit reversal training erlernt der Patient anstelle des Tics eine andere Bewegung auszuführen.

Autogenes Training oder progressive Muskelrelaxation erzielen oft nur einen Erfolg von kurzer Dauer. Medikamentöse Therapie ist möglich, längerfristig auch auf Grund der Nebenwirkungen aber nicht die Behandlungsform erster Wahl.

Wann soll man zum Arzt gehen?

Wenn es nicht beim Zucken bleibt, sondern das Auge sich selbständig schliesst sollte man den Arzt aufsuchen. Denn dann handelt es sich wahrscheinlich um einen Lidkrampf (Blepharospasmus). Diese Bewegungsstörung (fokale Dystonie) tritt ein- viel häufiger aber beiseitig auf. Verursacht wird sie durch die unwillkürliche Dauerkontraktion des Musculus orbicularis oculi. Der idiopathische (ohne erkennbare Ursache) Blepharospasmus äussert sich im Frühstadium durch vermehrtes Blinzeln, häufig getriggert durch grelle Lichtreize, emotionale Belastungen und Müdigkeit. Blepharospasmus ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung, deren Beginn meist im 5.oder 6.Lebensjahrzehnt liegt. Frauen sind zweimal so oft betroffen.

Minderung durch sensorische Tricks

Durch sensorische Tricks, zum Beispiel durch Berühren der Stirn oder Augenbrauen können die Kontraktionen gemindert werden. Die Symptome nehmen mit der Zeit an Stärke zu und können über Stunden zu einem völligen Verschluss der Augen führen. Morgens sind die Symptome deutlich geringer ausgeprägt als abends.

Therapie

Botulinumtoxin, das 1989 zur Blepharospasmusbehandlung zugelassen wurde, ist heute die Therapie der Wahl für diese Störung. Ziel ist die Verringerung oder Verhinderung der unwillkürlichen, wiederholten Zwangsschliessung der Augenlider. Diese Form der Therapie ist ohne Wirkungsverlust und kann über Jahre angewendet werden. Behandlungsalternativen sind die medikamentöse Behandlung mit Clonazepam (Beruhigungsmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine) beziehungsweise eine chirurgische Myektomie der Augenlid-Streckmuskeln.

Schwierige Abgrenzung

Die Abgrenzung des Blepharospasmus zum Hemispasmus facialis kann schwierig sein. Hier finden sich Verkrampfungen der vom VII. Hirnnerv (Nervus facialis) versorgten Muskulatur bevorzugt in einer Gesichtshälfte. Betrifft der Hemispasmus nur den Musculus orbicularis oculi ist die Differenzierung zum Blepharospasmus also durchaus eine Herausforderung. Der Hemispasmus facialis ist keine fokale Dystonie, sondern er ist meist auf eine Funktionsstörung des Nervus facialis oder des entsprechenden Kerngebiets im Hirnstamm zurückzuführen. Therapeutisch findet auch hier Botulinumtoxin seine Anwendung. (phr)