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In die ukrainische Politik drängen immer mehr reiche Unternehmen, die sich vom Volk wählen lassen wollen.

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Durch die neue Verfassung, die das ukrainische Parlament künftig gegenüber dem Präsidenten aufwertet, verlieren die Wirtschaftsclans ihre präsidiale Patronage. Entsprechend eifrig kauften sie sich für die Wahl am Sonntag direkt oder indirekt in die Kandidatenlisten der Parteien ein.

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Ein zentraler Player im Wahlkarussell ist die Donezker Oligarchenstruktur rund um den Dollarmilliardär Rinat Achmetov, der mit seinem Businessimperium System Capital Management (SCM), das 160.000 Mitarbeiter zählt, als der wahrscheinlich reichste Ukrainer gilt.

Der allmächtige Achmetov herrscht über Schächte, Metallwerke, Banken und Hotels, auch gehört ihm der Fussballklub "Schachtjor-Donezk". Gemeinsam mit praktisch dem ganzen Top-Management von SCM kandidiert Achmetov für die Liste der Partei der Regionen des 2004 unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Viktor Janukowitsch. Zu diesem Clan gehören weiters die Brüder Klyuyev vom Mega-Mischkonzern Ukrpodshipnik, die soeben bei der Privatisierung der Bank Burgenland unterlegen sind.

Kontakte

Achmetovs nunmehrige Konkurrenten, der Industrieverband Donezk rund um den Milliardär Sergej Taruta, der zuletzt das polnische Stahlwerk Huta Czestochowa um 380 Mio. Dollar gekauft hat, finden sich zwar nicht auf der Parteiliste "Nascha Ukraine" des amtierenden Präsidenten Viktor Juschtschenko, haben aber enge Kontakte zu dieser Fraktion.

Dort finden sich im Übrigen alle Figuranten der Regierungskrise vom September - darunter der größte Financier und Präsidentenintimus Pjotr Poroschenko. Poroschenko, dem Juschtschenko als Gegengewicht zu Timoschenko seinerzeit den Vorsitz im nationalen Sicherheitsrat gab, gilt als einflussreicher Oligarch in der Lebensmittelindustrie. Auch besitzt er den oppositionellen fünften TV-Kanal. Er ist Kopf der Businessvereinigung "Razom", die die "orange Revolution" finanziert hat.

Ebenfalls zur Wahl stellen sich Personen, die als Leute von Dmitri Firtasch gelten, Chef einer Offshore-Vermittlerfirma, die zum Imperium des von der FBI gesuchten Mafiabosses Semjon Mogilewitsch gehört. Dieser soll ins dubiose Transitkonsortium RosUkrEnergo, an dem die österreichische Raiffeisen International 50 Prozent treuhänderisch hält, verwickelt sein.

Nicht selbst in die Politik geht Ukraines zweitreichster Mann, der Schwiegersohn des Expräsidenten Kutschma Viktor Pintschuk. Er, der sein Image im Westen über seinen guten Kontakt zu George Soros aufbessert, hat seine Leute in der Partei des jetzigen Parlamentspräsidenten Volodymyr Litwin, "Litwins Block", positioniert.

Die "Gasprinzessin"

Engste Verbindungen zum Block der Ex-Premierin Julia Timoschenko werden der seit der Revolution aufsteigenden Industrie- und Finanzgruppe "Privat" nachgesagt. Kopf von "Privat" ist Igor Kolomojski, der manchen Schätzungen zufolge noch vor Achmetov reichster Ukrainer ist. Und last but not least gilt Timoschenko selbst als Oligarchin - die Höhe ihres Vermögens aus der Zeit, da sie "Gasprinzessin" war, ist ungewiss.