Bild nicht mehr verfügbar.

Bayer übernimmt Schering für 16,3 Milliarden Euro.

Foto: Photo/APA/dpa/Hermann J. Knippertz
Berlin - Bayer-Vorstandschef Werner Wenning will den Berliner Pharmakonzern Schering nach der geplanten milliardenschweren Übernahme vorerst nicht zerschlagen. "Wir haben nach heutiger Betrachtungsweise keine Absicht, hinterher Teile des kombinierten Geschäftes zu verkaufen", sagte Wenning. Wo der angekündigte Abbau von weltweit 6.000 Stellen genau stattfinden soll, wollte er nicht sagen. Das werde zusammen mit Schering entschieden. Wenning äußerte sich in Interviews in mehreren Sonntagszeitungen.

Zum Thema Arbeitsplätze sagte Wenning nur: "Es wird beim Integrationsprozess keine Gewinner und Verlierer geben." Er habe sich mit Schering-Chef Hubertus Erlen verständigt, "dass der Beste den Job machen soll - unabhängig, von welchem Unternehmen er kommt. Wir wollen das fair und mit Augenmaß durchführen."

Stammsitz in Berlin

Bayer hatte den angestrebten Deal im Volumen von 16,3 Milliarden Euro am Donnerstag bekannt gegeben. Unter dem Namen Bayer-Schering-Pharma wollen die beiden Konzerne ihr Pharmageschäft künftig vom Schering-Stammsitz Berlin aus führen.

Trotz der Übernahme schließt Bayer-Vorstandschef Wenning weitere Zukäufe nicht aus. "Wir haben keine Überlegungen, ein anderes großes Unternehmen zu kaufen. Den Erwerb von Produktbereichen schließen wir jedoch nicht aus", sagte er. Mit seiner Arzneimittelsparte wolle Bayer jedoch nicht in die Liga der internationalen Pharmakonzerne aufsteigen: "Wir haben uns für eine andere Strategie entschieden", sagte Wenning. Beim Geschäft mit Spezialmedikamenten und mit Fachärzten stünden Aufwand und Ertrag in einem günstigeren Verhältnis.

Gespräch mit Merkel

Wenning kündigte an, auch mit Kanzlerin Angela Merkel über die geplante Schering-Übernahme zu sprechen. "Wir haben ihr einen Brief geschrieben. Und ich habe versucht, sie am Freitag anzurufen, aber sie war unterwegs beim EU-Gipfel und nicht erreichbar. Das Gespräch werden wir nachholen", sagte der Firmenchef.

Wenning räumte ein, dass der Standort Berlin bei den Übernahmeverhandlungen mit dem Pharmakonzern Schering eine große Rolle gespielt habe. "Es war mir von vornherein klar, dass Berlin ein sehr sensibler Punkt sein würde", sagte Wenning. Daher habe das Management beider Unternehmen gemeinsam entschieden, das kombinierte Pharmageschäft unter dem Namen Bayer-Schering-Pharma in Berlin anzusiedeln. Schering habe einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro, Bayer liege bei rund vier Milliarden Euro. "Daher war uns mit Blick auf das Pharmageschäft schnell klar, dass wir den Sitz in Berlin haben wollten." Der Sitz für den Gesamtbereich Gesundheit bleibe aber in Leverkusen.

Verlagerung

Wenning schloss nicht aus, dass künftig noch weitere Sparten nach Berlin verlegt werden. "Es werden sicherlich auch globale Funktionen des Pharmageschäftes in Berlin angesiedelt", sagte er.

Das Schering-Management lobte der Bayer-Chef als "sehr sachorientierte und faire Gesprächspartner". Wenning sagte: "Ich habe großen Respekt vor der Art und Weise, wie Schering das gehandhabt hat." (APA/AP)