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Europas Handytelefonierer sollen in Zukunft auch vom Pool im Ausland nicht mehr zahlen müssen als zu Hause.

Foto: REUTERS/Jamal Saidi
EU-Kommissarin Viviane Reding stellt die geplante Regelung zur Verhinderung über­höhter Roaming-Gebühren vor. Roaminggebühren für ankommende Anrufe soll es nicht mehr geben. Für Auslandstelefonate soll das "Preissystem wie zu Hause" gelten.

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Appelle von der für Tele­kommunikation zuständigen EU-Kommissarin Viviane Reding an die Konzerne, die "Preisabzockerei" bei Auslandstelefonaten durch überhöhte Roaming-Gebühren zu beenden, haben nach Einschätzung Redings nicht viel gebracht. So ist der Preis für ein Vier-Minuten-Gespräch seit September auf dem gleichen hohen Niveau geblieben. Damit macht sie ihre Drohung wahr, mit einer EU-weiten Regelung dagegen vorzugehen.

"Handytelefonierer soll nicht so viel mehr zahlen müssen, wenn er reist"

Reding stellt am Dienstag in Brüssel ihre Pläne vor. "Ich schlage eine EU-Regelung vor, um ungerechtfertigte Roaming-Gebühren zu eliminieren. Ein Handytelefonierer soll nicht so viel mehr zahlen müssen, wenn er reist", begründet Reding ihr Vorgehen.

Roaming-Preise haben sich nicht signifikant geändert

Laut einer länderspezifischen Einschätzung der Kommission, die dem STANDARD vorliegt, haben sich auch in Österreich seit September die Roaming-Preise nicht signifikant geändert. Sie seien vor allem in den neuen EU-Staaten hoch, wo die Gebühren für ein Vier-Minuten-Gespräch schnell sechs Euro überschreiten können. Die Gebühren für ankommende Anrufe im Ausland betragen rund zwei Euro, so die Darstellung der Brüsseler Behörde.

6,40 Euro für ein Vier-Minuten-Gespräch von Griechenland nach Österreich

Auf der Homepage der Kommission, auf der ab Dienstag die neueste Aufstellung über Roaming-Preise gefunden werden kann, sind weitere Beispiele für Österreich angegeben. So schwanken die Preise für ein Vier-Minuten-Gespräch von Griechenland nach Österreich zwischen 3,40 Euro für T-Mobile-Kunden bis zu 6,40 Euro für A1-Kunden, die das Cosmote-Netz benutzen.

Wenige Ausnahmen

Nur in einigen Ausnahmefällen, so beklagt die EU-Kommission, habe ihr Appell Früchte getragen. So hat ein Betreiber in Belgien eine Flatrate für Roaming eingeführt, die etwa die Preise von 7,20 auf 4,40 Euro für einen Anruf von Zypern aus reduziert habe. In Irland haben mehrere Betreiber die Roaming-Gebühren für Reisende, die in Großbritannien unterwegs waren, gestrichen.

Preisgestaltung wie zu Hause

Die EU-Kommission will vorschreiben, dass Telekombetreiber für einen ankommenden Anrufe innerhalb der EU gar keine Roaming-Gebühren mehr verrechnen dürfen. Außerdem soll für alle Anrufe, die innerhalb der EU unternommen werden, das Prinzip der Preisgestaltung wie zu Hause gelten. Damit sollen Handytelefonate im Ausland nicht teurer als im Inland sein. Wer etwa als Österreicher ein Taxi in Rom ruft, soll für diesen Anruf nach den Vorstellungen der Kommission nicht mehr zahlen als ein Italiener.

Spareffekt soll an Endkunden weiter gegeben werden

Durch die EU-Regelung soll auch sichergestellt werden, dass Betreiber "substanziell nicht mehr berechnen als die tatsächlichen Kosten". Durch entsprechende Vorschreibungen soll auch klargestellt werden, dass der Spareffekt an den Endkunden weiter gegeben wird.

Für die Telekomkonzerne ist die EU-weite Regelung zu Roaming-Gebühren ein schwerer Schlag. Denn der Anteil der Roaming-Gebühren an den Erträgen macht 25 bis 30 Prozent aus.

Konsultationen bis 28. April

Reding will nach der Vorstellung ihres Vorhabens noch den Konsultationsprozess mit den Beteiligten bis 28. April führen. Die Regelung könnte dann im Juni von der Kommission beschlossen werden. Dann müssen noch EU- Parlament und Ministerrat zustimmen.(Alexandra Föderl-Schmid aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 28.3.2006)