Die Telefonica-Tochter Terra Networks SA, Madrid, und Lycos Inc, Waltham, erwarten 500 Millionen Dollar (559 Mill. Euro/7,69 Mrd. S) zusätzliche Umsätze als Synergieeffekt der Fusion der beiden Unternehmen zu Terra Lycos. In einer von Lycos Inc bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC eingereichten Mitteilung werden die zusätzlich erwarteten Einnahmen folgendermaßen aufgeschlüsselt: Bis zu 200 Millionen Dollar sollen aus zusätzlichen Werbeeinnahmen kommen. Jeweils 45 Millionen Dollar versprechen sich die Unternehmen aus der gemeinsamen Nutzung von Content und E-Commerce-Geschäften. 200 Millionen Dollar soll die Übereinkunft mit der Bertelsmann AG, Gütersloh, bringen. Analysten zweifeln an den Zahlen. Carsten Schmidt, Associate Analyst bei Forrester Research BV, Amsterdam, glaubt, dass es zu zusätzlichen Werbeeinnahmen im genannten Ausmaß nicht kommen wird. "Bei Terra Lycos hat das inhaltliche Angebot kein einheitliches Gesicht. Lycos Networks ist ein Sammelsurium von Marken und Terra soll jetzt ein Teil dieses Netzwerks werden", erklärte Schmidt. Er geht davon aus, dass bei den Werbeeinnahmen alles beim alten bleibt, wenn nicht ein Internet-Portal besonders gestärkt wird. "Durch die Fusion hat Terra-Lycos ja nicht auf einmal mehr Nutzer", sagte Schmidt. Der Forrester-Analyst glaubt, dass die Gelder von Bertelsmann am verläßlichsten fließen werden. Robert Mutschler, Marktforscher bei forit internet business research, Frankfurt/Kreuzlingen, zeigte sich besorgt darüber, dass sich die Verträge zwischen Bertelsmann und Terra Lycos an die Verträge zwischen Bertelsmann und AOL Europe anlehnen sollen. Für ihn ist die Frage: "Wie stark ist Thomas Middelhoff, wenn es darum geht, Deals und Forderungen durchzusetzen?". Bertelsmann sei dieses Mal in einer besseren Position als nach der Fusion von AOL und Time Warner. "Präferierter Partner" zu sein ist Mutschler zufolge "nichts". Es müsse Bertelsmann darum gehen exklusive Vereinbarungen zu treffen. "Was bringt Bertelsmann die Beteiligung an Lycos?", fragt sich dagegen Carsten Schmidt. Er erwartet, dass Bertelsmann die Beteiligung an Lycos Europe über kurz oder lang abstoßen wird. Ins selbe Horn stößt Aram Fuchs, CEO der Internet-Finanzcommunity FertileMind.net LLC, New York. Für ihn ist die Fusion eine Erscheinung, "wie man sie öfter am Ende eines Booms der Weltwirtschaft zu sehen bekommt. Der hartgesottene US-Cowboy steigt aus und verkauft an eine langsam agierende ausländische Firma, die unter Beweis stellen will, dass sie dazugehört". Er empfiehlt Bertelsmann den Ausstieg. (APA/vwd)