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Greenpeace Deutschland macht mit Anzeige Druck

Österreich unterzeichnet Biosafety-Protokoll
Wien - Der gentechnisch verunreinigte Raps, der in der vergangenen Woche in einigen europäischen Ländern - angeblich versehentlich - ausgesät worden war, sorgte am Freitag auch in Österreich für heftige Reaktionen. "Nach Recherchen meiner Beamten wurde dieses Saatgut nicht nach Österreich geliefert", so Sozialministerin Elisabeth Sickl in einer Aussendung. Den illegalen Anbau von gentechnisch verändertem Raps aus Kanada hat die Ressortchefin "scharf verurteilt". SPÖ-Umweltsprecherin Ulli Sima forderte eine sofortige Kontrolle von Saatgut, das in Österreich verkauft wird. "Minister Molterer muss sofort sämtliches Saatgut, das aus den USA, Frankreich, Großbritannien, Deutschland oder Kanada nach Österreich importiert wird, auf gentechnische Kontamination überprüfen", so Sima. Auch müsse untersucht werden, ob es in Österreich wie in Frankreich oder Großbritannien bereits zur Aussaat des fraglichen Saatguts gekommen sei. Die Umweltorganisation Global 2000 befürchtete, dass es für Österreich unmöglich sei, sich innerhalb der EU von dem verunreinigten Saatgut abzuschließen. "Wir fordern daher strengere und umfassende Kontrollen, damit solche Skandale frühzeitig entdeckt werden", so die Sprecherin Heike Moldenauer. Raps-Samen auch in Luxemburg ausgesät Genetisch veränderter Raps-Samen aus Kanada ist auch an Landwirte in Luxemburg verkauft und ausgesät worden. 290 Kilogramm des Saatguts hätten "aus Versehen" einen geringen Anteil Gensamen enthalten, teilte die Luxemburger Regierungspressestelle am Freitag mit. Betroffen sei eine Fläche von insgesamt 33 Hektar. Die Luxemburger Ministerien für Landwirtschaft und Gesundheit wollen in den kommenden Tagen mit Experten beraten, was mit dem angebauten Raps geschehen soll. Auch in vier andere europäische Länder, darunter Deutschland, war mit Gen-Saatgut verunreinigter Raps aus Kanada gelangt. Während deutsche und britische Behörden die vor wenigen Wochen entdeckte Saat für relativ unbedenklich halten, haben Schweden und Frankreich vor wenigen Tagen die Vernichtung der Pflanzen staatlich angeordnet. Landwirte in Frankreich und Großbritannien hatten bereits ohne staatliche Anordnung einige ihrer Gen-Raps-Pflanzungen zerstört. "Spitze des Eisbergs" Die in Europa bekannt gewordene illegale Verunreinigung von konventionellem Saatgut mit Genraps ist nach Auskunft amerikanischer Fachleute nur "die Spitze des Eisbergs". Derartige Verunreinigungen seien gang und gebe, teilte das Unternehmen Genetic ID in Fairfield/Iowa dem britischen Fachmagazin "New Scientist" (Nr. 2240, S.4) mit. Bereits im vergangenem Jahr seien 20 Proben Mais-Saatgut in den USA untersucht worden. Zwölf enthielten Gen-Mais, zwei davon sogar mehr als ein Prozent. "Ich schätze, das passiert laufend", zitiert das Magazin den Vizepräsidenten Jeffrey Smith. Gentechnisch veränderter Raps auch in anderen Regionen Deutschlands Gentechnisch veränderter Raps ist offensichtlich nicht nur nach Baden-Württemberg, sondern auch in andere Regionen Deutschlands gelangt. Für Bayern bestätigte dies am Freitag in München Landwirtschaftsminister Josef Miller. Es handle sich dabei ebenfalls um Saatgut der britischen Firma Advanta Seeds. Die Bayerische Landesanstalt für Bodenkultur und Pflanzenbau werde nun prüfen, an wen in Bayern das Sommerrapsgut der Sorte "HYOLA 401" ausgeliefert wurde. Die genmanipulierten Rapssamen sind laut Miller über die in Schleswig-Holstein angesiedelte Firma Petersen nach Bayern geliefert worden. In den vergangenen Tagen war bekannt worden, dass biotechnisch verändertes Saatgut über Importe aus Kanada in Deutschland, Schweden, Frankreich und Großbritannien ausgesät worden war. Zur Begründung hatte die Firma Advanta Seeds angegeben, normale Rapssamen seien versehentlich mit gentechnisch veränderten gemischt worden. Nach einem Bericht der Berliner "tageszeitung" (Samstagausgabe) gelangte der Genraps nicht nur nach Baden-Württemberg und Bayern, sondern auch in andere deutsche Bundesländer. Das Blatt berief sich auf das schleswig-holsteinische Umweltministerium, ohne jedoch im einzelnen die Länder zu benennen. Bundesweit hätten insgesamt 15 Großhändler kontaminiertes Saatgut vertrieben. Die Landesregierungen seien aufgefordert worden, den Verbleib des Genrapses zu überprüfen, den Grad der Verunreinigung festzustellen und eventuelle Anbauflächen zu identifizieren. Die Grünen kritisierten die Informationspolitik der zuständigen Stellen. (APA/dpa)