Kann es den Mann vielleicht einmal richtig aufstreuen? Zuerst erzieht er ausgerechnet die Briten zu versierten Küchennutzern - und die halbe Welt im selben Aufwaschen gleich dazu -, dann gründet er in London und Amsterdam Restaurants ("Fifteen"), in denen schwer erziehbare Jugendliche zu Topköchen ausgebildet werden. Zwischendurch leuchtet er Fertigfraßverteilern in englischen Schulküchen heim - was in österreichischen Horten, Schulen und Mensen im Übrigen auch überfällig wäre. Derzeit tourt er im TV mit einem alten VW-Bus durch Italien, kocht etwa am Fischmarkt ebenso komisch wie erfolglos für mehr als mürrische Händler und zeigt der Konkurrenz wieder einmal, wo der Jamie die Quoten holt.
Jetzt ist Jamie Oliver auch noch unter die Product-Designer gegangen - zumindest mit dem "Flavour Shaker", einem Plastikteil, das formal verblüffend an die russische Schachtelpuppe "Matroschka" erinnert, wird er sich wohl endlich mal ein Ei gelegt haben, zumal der Kunststoffkegel ausgerechnet das Fetisch-Instrument der "Generation Jamie", den Steinmörser, obsolet machen soll.
Zermerscherung der harten Samen und Gewürze in Sekunden
Zu früh gefreut. Der "Flavour Shaker" funktioniert, und zwar verblüffend gut. Der simple Behälter aus Hartplastik hat in der Mitte einen Schraubverschluss, innen liegt ein Ball aus Keramik. "Jedes Mal, wenn ich meinen schweren Mörser aus dem Regal gewuchtet habe, dachte ich: da sollte mal wer ein Gadget erfinden, mit dem das einfacher geht", erklärt Oliver, "irgendwann habe ich mich dann selbst hingesetzt und ein paar Ideen aufgezeichnet." Trockene Gewürze, etwa die Zutaten einer Tandoori-Mischung für Grillfleisch (Koriandersamen, trockene Chilischote, Kreuzkümmel, Pfeffer, Ingwer, Gelbwurz, Paprika) werden dem Flavour Shaker im Ganzen anvertraut, dann wird zugeschraubt und heftig geschüttelt. Der Keramikball macht beim Herumwirbeln zwar ziemlich Lärm, dafür zermerschert er die harten Samen und Gewürze völlig zufrieden stellend in wenigen Sekunden zu einer intensiv duftenden Masse - mit dem Mörser wäre da mehr Muskelkraft nötig.