Wien - "Der Übergang vom Wort über Ausgrenzung bis hin zu physischer Gewalt und Vernichtung ist fließend," so die Wiener Sprachwissenschaftlerin Ruth Wodak bei einer Enquete der Katholischen Aktion (KAÖ) über "kranke Sprache - Diagnose und Therapie einer österreichischen Behinderung". Die Veranstaltung Donnerstag Abend in Wien war laut Kathpress die erste des neu gegründeten "Forums Kunst, Wissenschaft, Medien" der KAÖ. Heute gebe es im öffentlichen Diskurs vielfach sehr einfache Antworten auf komplizierte Fragen, populistische Parteien setzten diese Einfachheit gezielt ein. Das "spezifisch Österreichische" daran ist laut Wodak der sehr verharmlosende Umgang mit der Nazi-Vergangenheit. Viele kommunikative Tabus und Konventionen, die nach 1945 in Österreich galten, würden derzeit aufgebrochen. "anything goes" Das oft zitierte "anything goes" postmoderner Beliebigkeit sei auch in der öffentlichen Sprache zu beobachten. Dabei würden u. a. rassistische und antisemitische Vorurteile vermischt und je nach Bedarf hervorgeholt. Die Unterschiede zwischen In- und Ausländern würden mit Hilfe sprachlicher Stereotypen dargestellt. Wodak nannte die Formel vom "echten" Österreicher. Vorsichtig mit Sprache umzugehen, nicht zu generalisieren und verbal auszugrenzen ist für Wodak eine der Möglichkeiten, dem gegenzusteuern. Auch das Forschen nach den Ursachen der Ängste, die für Vorurteile empfänglich machen, wäre eine Therapie. Im medialen Umfeld empfahl die Sprachwissenschaftlerin, das "Abspulen" vorbereiteter Statements durch Politiker zu verweigern und auf der wirklichen Beantwortung gestellter Fragen zu beharren. (APA)