Abschied von Vilnius

Es ist Palmsonntag. Hunderte Kirchenglocken läuten uns regelrecht aus dem Schlaf. Die Nacht war kurz, die Feier endete um halb eins, ab drei Uhr machen sich die ersten Delegationen Richtung Flughafen auf den Weg. Es gibt Verabschiedungsszenen mit Umarmungen und Tränen. Wir verabreden uns mit unseren Freunden aus ganz Europa für den Sommer, lange Interrail Reisen stehen bevor, einige von uns werden sich wohl beim naechsten MEP in Slowenien in November sehen.

Im Taxi am Weg zum Flughafen sehen wir Vilnius erstmals im Sonnenschein. Vor uns der Airport, hinter uns die Kirchenturmskyline ... auch wir müssen uns von unseren österreichischen KollegInnen verabschieden. Spätstens bei der nächsten nationalen MEP Sitzung im Jänner 2007 werden wir uns wiedersehen.

Tag 8 – 8. April 2006: Zweiter Plenartag

Der zweite Plenartag Samstag beginnt um 9 Uhr. Constantin Aichelburg im Committee on Constitutional Affairs hält die Eröffnungsrede, die österreichische Delegation eröffnet die Fragestunde.

In der Kaffepause können wir für die nächsten zwei Resolutionen mit Kolleginnen und Kollegen das Terrain abstecken. Wir beschließen im Sicherheitsausschuss einen Abänderungsantrag einzubringen und einen Pass mit biometrischen Daten zu fordern. Die Debatte verlief gut, knapp verloren wir die Abstimmung, dafür fiel aber dann die Resolution durch.

Marie Steinthaler vom BRG Moessingerstrasse, Klagenfurt, als Ausschussvorsitzende des Committee on Civil Liberties, Justice and Home Affairs nimmt beim Präsidium Platz um ihrem Komitee bei der Verteidigung ihrer Resolution beizustehen. Die vorgeschlagenen Verbesserungen in der Integration von Immigranten erster und zweiter Generation werden vom Plenum mit einer knappen Mehrheit angenommen. Nach einer emotionellen Closing Ceremony wird uns bewusst, dass es bald heißt Abschied voneinander zu nehmen.

Aber zuerst wollen wir kräftig feiern... Nach dem Abendmahl sind wir alle in einen Tanzklub eingeladen. Unsere südlichen europäischen Nachbarn sind noch beim Essen als wir eintreffen. Wie der Abend verlief, berichten wir Morgen.

Tag 7 – 7. April 2006: Im litauischen Parlament

Freitag, 9 Uhr, Begrüßung in der Seimas, dem litauischem Parlament, durch den Parlamentspräsidenten Artûras Paulauskas, anschließend sprechen der Bildungsminister Remigijus Motuzas und der litauische Außenminister Antanas Valionis. Fassungslos nehmen wir zur Kenntnis, dass es gerade 15 Jahre her sind, dass das Parlamentsgebäude besetzt und mit allen Mitteln gegen die angreifenden sowjetischen Panzer verteidigt wurde. Befreiung, Unabhängigkeit, NATO und EU Mitgliedschaft wurden in dieser kurzen Zeit zurückgelegt, nächstes Jahr soll der Euro eingeführt werden.

Unsere Arbeit als Parlamentarier können wir nun aktiv aufnehmen. Wir haben uns einiges vorgenommen. Im Committee on Industry, Research and Energy wollen wir die Resolution, die Nuklearenergie als Antwort auf die steigende Abhängigkeit von Öl und Gasversorgung vorsieht, schwächen und zu Fall bringen. Es gelingt trotz Lobbying mit den Iren, Ungarn und Deutschen nicht.

Elisabeth Thurnschegg, unsere steirische Kollegin von den Ursulinen Graz, ist jedoch in der Verteidigung ihrer Resolution im Committee on Women's Right and Gender Equality erfolgreich.

Auch Sebastian kann dann in seiner Rede mit Vorschlägen wie man in Europa von 'brain drain' zu 'brain gain' gelangt die Vollversammlung überzeugen. Trotz eines Abänderungsantrages wird die Resolution angenommen. Ein spannender Tag neigt sich dem Ende zu; es ist 18 Uhr als wir das Parlament verlassen. Die Sonne ist noch lange nicht untergegangen als wir quer durch die romantische Altstadt Richtung Abendessen und Socializing gehen.

Tag 6 – 6. April 2006: Beim Präsidenten

Gegen drei Uhr sind wir im Palast des Präsidenten eingeladen. Der litauische Präsident Adamkus hält in seiner Rede fest, wie wichtig der europäische Kurs für sein Land ist, welche Aufgaben bevorstehen, spricht offen über die Situation im benachbarten Weißrussland und ermutigt die Jugend sich für Europa einzusetzen. Anschließend nimmt er Fragen entgegen, hier Luis Hoxa mit seiner Frage über die zukünftige Bedeutung kleiner und mittlerer Staaten in der EU.

Gegen fünf Uhr verlassen wir den Präsidenten-Palast um in einem benachbarten Kaffeehaus an unseren Reden und Fragen zu arbeiten. Heute geht es früh ins Bett, denn Morgen wartet ein anstrengender Tag im litauischen Parlament auf uns.

Tag 5 – 5. April 2006: Europas Traditionen

Die Resolutionen der zehn Ausschüsse sind nun gedruckt. Nach dem Mittagessen dürfen wir erstmals einen Blick auf sie werfen und die österreichischen Kollegen aus den Komitees zu ihrer Arbeit befragen. Erfreulich für uns, dürfen wir in drei verschiedenen Komitees im Parlament die Ausschussrede halten.

Am Nachmittag werden wir interkulturellen Workshops zugeteilt und bereiten Musik, Theaterstück und eine Präsentation über europäische Traditionen vor, die wir am Abend allen vorführen. Wir hatten viel Spaß dabei – hier Sebastian mit den Delegierten aus Spanien, Lettland und den Niederlanden.

Tag 4 – 4. April 2006: Resolutionen

Am Ende eines langen Tages und doch nicht ganz geschafft. Von 8:30 bis 12:30 und 13:30 bis 17:30 tagen wir in unseren Komitees. Wir Delegierten gehen jetzt in die Stadt, um Essen zu gehen und ein bisschen abzuschalten. Die Ausschussvorsitzenden, hier Marie Steinthaler, überarbeiten die Resolution des Committees on Civil Liberties mit dem litauischen Präsidenten Arvydas Ziobakas. Schließlich müssen alle zehn Resolutionen druckfertig gemacht werden.

Tag 4 – 4. April 2006: Beratungen

Teresa Bernhart berät mit ihrer irischen Kollegin Komiteepräsidentin Rosie Plunkett die Letztfassung ihrer Resolution. Hektik ist angesagt, schließlich möchte man sich noch mit den anderen in der Altstadt treffen.

Tag 3 – 3. April 2006: Empfang beim Botschafter

In einem Konferenzraum im litauischen Parlament ist das Committee on Industry and Research untergebracht. Nach einer einstündigen Mittagspause geht Luis Hoxha mit seinen Ausschusskollegen ans Werk. Die Frage der Energieversorgung Europas ist der Schwerpunkt der Diskussionen. Nach einem Brainstorming geleitet von der irischen Komittevorsitzenden werden auf einer Flipchart die ersten Ergebnisse notiert. Wir kehren zum Rathaus zurück um auf die anderen Österreicher zu treffen, die in verschiedenen Ministerien ihre Ausschusssitzung hatten, und gehen dann gemeinsam zur österreichischen Botschaftsresidenz.

Foto: Theresianum

Botschafter Dr. Schwarzinger und seine Gattin bereiteten uns einen herzlichen Empfang. Zu unserer Überraschung sind auch litauische Parlamentarier eingeladen, mit denen wir angeregt über unsere Ausschussthemen diskutieren.

Weissrussland war verständlicherweise ein vieldiskutiertes Thema. Litauische Geschichte, Folklore, Emigration, Musik, Thomas Mann und sein Sommerhäuschen an der litauischen Ostseeeküste ebenso. Österreichische Küche vom Feinsten wurde serviert. Nach so einem langen Tag eine echte Belohnung. Müde kehren wir gegen 23:00 ins Quartier zurück.

Tag 3 – 3. April 2006: Die erste Rede
Leopold Mayr-Harting vom Theresianum dankt in seiner Rede zunächst auf litauisch den Gastgebern, setzt dann mit den Problemen, die Oesterreich im Dienste Europas während seiner EU-Präsidentschaft bisher bewältigen musste, fort. Die Erwähnung der undemokratischen Zustände im benachbarten Weißrussland wird mit dem Nicken der Botschafter zur Kenntnis genommen. Schließlich ruft Leopold dazu auf die Woche zu nützen gemeinsam europäische Geschichte zu schreiben und teilt das offizielle EU Ratspräsidentschaftspapier, -bleistifte und -anstecker aus. Der Applaus ist gewaltig, Belgien ist dann an der Reihe...

Foto: Theresianum

Nach 26 Vorstellungsreden – Bulgarien ist diesmal als einziges Bewerberland auch dabei- gibt es ein offizielles Foto der Delegationsleiter. Es ist inzwischen fast Mittag und im Vorraum warten Erfrischungen.

Tag 3 – 3. April 2006: Im Rathaus
Frühauf nach kleinem Frühstück, Treffpunkt auf den Stufen des Rathauses von Vilnius. Unsere Kärntner Ausschussvorsitzende Marie Steinthaler (Bildmitte)ist nun auch zu uns gestoßen. Gespannt warten wir auf das Eintreffen aller Delegierter. Es bleibt genug Zeit um die Erfahrungen des Vortages auszutauschen und Leopold für seine Rede aufzubauen.

Foto: Theresianum

Ein imposantes Gebäude im klassizistischem Stil – im Rathaussaal treffen die Delegationen, Botschafter, Organisatoren, Lehrer und Direktoren ein. Die Stimmung ist leicht gespannt, schließlich soll sich nun jedes Land in einer kurzen Rede präsentieren. Der Österreichische Botschafter Dr. Schwarzinger begrüßt uns und teilt die Einladungen für den heutigen Empfang in der Botschaftsresidenz aus. Der Bürgermeister von Vilnius richtet in seiner Grußbotschaft der Jugend aus, nicht zu lange zu warten um in die Politik zu gehen.

Der litauische MEP-President der Sitzung führt durch das Programm und eröffnet offiziell die "Vilnius Session". Nach seiner Rede waren dann die Delegationsleiter an der Reihe. A for Austria durfte zuerst auf das Podium.

Tag 2 – 2. April 2006: Neue Freunde
Am späten Nachmittag kehrten wir zum MEP Stützpunkt zurück und hatten viel übereinander erfahren, in acht Sprachen ein Grußwort gelernt und die ersten Freundschaften geschlossen.

Morgen geht es an die Arbeit in den Ausschüssen, heute Abend wollen wir mit unseren neuen Bekanntschaften litauische Palatschinken essen gehen und ein bisschen feiern.

Tag 2 – 2. April 2006: Vilnius kennenlernen
Heute Sonntag haben wir nun unsere europäischen Partner in den Komitees im Rahmen des Teambuilding Programms näher kennengelernt. Bei einem Streifzug durch die Altstadt von Vilnius mussten wir gemeinsam nicht nur Kulturelles, Sprachliches und Geschichtliches über Litauen recherchieren, sondern auch technisch-praktische Probleme lösen.

Hier mussten wir einen vollen Wasserkübel mit Schnüren und Spannen zu einer Art Seilbahn umfunktionieren. Heute ist grosser Kirchentag in den zahlreichen katholischen und russisch-orthodoxen Betstätten, ein interessanter Einblick in die Vielfalt litauischen Lebens.

Tag 1 – 1. April 2006: Die Anreise
Samstag Nachmittag erreichten wir Vilnius. Bereits im Flugzeug trafen wir auf die italienische MEP Delegation. Am Flughafen in Vilnius bekamen wir einen herzlichen Empfang, nach einem kurzen Briefing wurden wir unseren Quartieren zugeteilt. Wir nahmen voneinander Abschied, denn ab nun gilt es unsere europäischen KollegInnen in unseren Komitees kennenzulernen.

v.r.n.l.: Luis Hoxha, Committee on Industry, Research and Energy, Leopold Mayr-Harting fungiert als Delegationsleiter und vertritt Oesterreich im Committee on Civil Liberties, Justice and Home Affairs, Constantin Aichelburg, Committee Constitutional Affairs, Sebastian Ratcliffe, Committee on Employment and Social Affairs, Elisabeth Thurnschegg, Committee on Women's Rights and Gender Equality, und Teresa Bernhart, als Ausschussvorsitzende des Beschaeftigungskomitees am Werk.

Üben in Salzburg

In der Vollversammlung im Salzburger Landtag präsentierten die Komitees in Anwesenheit des Landtagspräsidenten Holztrattner und Landtagsabgeordneter der vertretenen Parteien des Landes Salzburg die Arbeitsergebnisse in Form von Resolutionen.

Kritische Jungdelegierte üben sich in angeregter Diskussion.

Nach den Regeln des Europäischen Parlaments wurden nach reger Diskussion der Darbietung der Ausschussarbeit, Abänderungsanträge eingebracht, Redner beider Seiten versuchten das Plenum zu überzeugen und schließlich votiert. So gelang es zwei Komitees, eine Mehrheit zu überzeugen. Die übrigen beiden scheiterten denkbar knapp. Ein Zeichen dafür wie kritisch auch die Jungdelegierten schon sein können.

Die Gastgeberschulen
Zum Arbeiten kamen die jungen Delegierten in den Gastgeberschulen, dem Europagymnasium BG Nonntal und dem Salzburger Akademischen Gymnasium, zusammen. Die Jungparlamentarier widmeten sich den Themen der österreichischen Ratspräsidentschaft: Jugendarbeitslosigkeit, Transit, öffentliche Gesundheit sowie der EU-Erweiterung in Richtung Balkan. In angeregten Debatten galt es, sich auf ein Papier zu einigen, das später auch eine Mehrheit der Delegierten überzeugen könnte.

Heftige Debatten zu den Themen der europäischen Ratspräsidentschaft als Übung für den politischen Alltag.

Hier lernten die Schüler politischen Alltag und die Kunst des Kompromisses kennen. Auch im Hinblick auf die internationale Sitzung in Vilnius fanden die Diskussionen auf Englisch statt. Österreich ist das einzige am MEP beteiligte Land, das seine Delegierten auf diese Weise zusätzlich vorbereitet.

Die Vorbereitungen
Das nationale MEP, das zwischen 26. und 29. Jänner in Salzburg stattfand, war Selektion und Vorbereitung auf Vilnius und weitere europäische Tagungen. Jugendliche aus allen Bundesländern fanden sich am Wochenende der Feierlichkeiten anlässlich Mozarts Geburtstag und der "Sound of Europe" Konferenz der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft in Salzburg ein.

Margot Wallström, Kommissarin und stellvertretende Kommissions-Präsidentin beantwortete in Salzburg SchülerInnenfragen.

So kamen zur Eröffnung auch Spitzen der europäischen Politik. Neben dem Brüsseler Abgeordneten Dr. Paul Rübig und Staatssekretär Dr. Hans Winkler stellte sich auch Margot Wallström, Kommissarin und stellvertretende Präsidentin der Europäischen Kommission, den Fragen der Schüler. Sie zeigte sich vom Engagement der Jugendlichen beeindruckt und versprach das Projekt MEP im Auge zu behalten.

Was ist das MEP?
Das MEP (Model European Parliament) bietet jungen Bürgern Europas zwischen 16 und 18 Jahren die Möglichkeit, zu erleben, wie politische Arbeit funktioniert und Gleichaltrige aus ganz Europa zu treffen. Bei nationalen, interregionalen und internationalen Sitzungen wird nach dem Vorbild der Europaparlamentarier in Komitees über europäische Themen diskutiert und Lösungsansätze entwickelt. Das Ziel ist die Entwicklung eines europäischen Bewusstseins bei Jugendlichen. Das MEP Austria hat seinen Sitz im Wiener Traditionsgymnasium Theresianum.

Die österreichische Delegation zum MEP 2005 in Madrid. Diese Jahr gehts für die SchülerInnen nach Litauen.

Nach Madrid 2005 (siehe Foto der österreichischen Delegation) fungiert heuer mit Litauen erstmals ein neues Mitgliedsland als Gastgeber. Im Vorfeld fand eine nationale Sitzung in Salzburg statt. In der folgenden Woche geben wir Ihnen täglich einen Einblick in die Vorbereitungen und die Arbeit der unserer österreichischen Jungdelegierten bei der Sitzung in Vilnius selbst.