Welt
Erbsubstanz aus Gemüse
Grundlagen der Genetik bei "Schau GENau"
Wien - "Zuerst schneiden und hacken wir die Zwiebel, damit die Zellen aufbrechen. Dann kommen ein Schluck Waschmittel
und Kochsalz dazu, um die Lösung zu fördern." Eine "Kochshow" der besonderen Art zeigt René Roschko derzeit in der
Lugner City. Der Schüler der Chemie-HTL in der Rosensteingasse führt im Rahmen der "Science Week 2000" vor, wie die
Erbsubstanz DNA mit einfachen Mitteln aus Gemüse isoliert werden kann und als "Fadenwolke" sichtbar wird.
"Wir wollen das Bewusstsein dafür stärken, dass Gene ein natürlicher Bestandteil unserer Lebensmittel sind", erklärt
Susanne Schneider-Voß von der Plattform "Gentechnik & Wir". Was vielen Besuchern der "Schau GENau"-Veranstaltung
selbstverständlich erscheint, sei nämlich längst nicht Allgemeinwissen. Laut einer kürzlich vorgestellten
Eurobarometer-Umfrage über Einstellung und Wissen der Bevölkerung zu Biotechnologie und Gentechnik glauben 35 Prozent
aller Österreicher und Österreicherinnen, dass Paradeiser keine DNA enthalten.
"Wir möchten mit dieser Veranstaltung Sachinformationen liefern, weil wir glauben, dass es sich ohne Sachkenntnis
schlecht diskutieren lässt", so Schneider-Voß. "Wenn es um Lebensmittel geht, werden Gespräche sehr emotionsgeladen.
Bei der Entwicklung von Impfstoffen ist die Akzeptanz viel größer", berichtet die Mikrobiologin Renée Schroeder - und
erklärt mit Engelsgeduld das ausgestellte DNA-Modell. Um die Größe der DNA-Knäuel anschaulich zu machen, greifen die
Wissenschafterinnen sogar zu recht eigenwilligen Präsentationsmitteln: "Diese Flasche enthält 200 Milligramm DNA", steht
auf dem Präparat mit Heringssperma.
Bei der "Gen-Peep-Show" geht es dann ins Detail: Beim Blick durch die Stereobrille wird die dreidimensionale Struktur einer
DNA-Doppelhelix sichtbar. Wollte man, derart auf den Geschmack gekommen, jetzt auch die Zwiebelfadenwolke entknäueln,
bräuchte man einige Geduld: "Der DNA-Faden ist rekordverdächtig lang", so Schneider-Voß. "Das gesamte Erbmaterial eines
einzigen Menschen würde 650-mal von der Erde zur Sonne reichen." Demzufolge symbolisiert die "DNA-Lichtleiter", die von
der "Peep-Show" bis in die Kuppel der Lugner City reicht, wohl doch eher die Erbsubstanz der Zwiebel. "Schau GENau" bis
27. 5. in der Lugner City (tapa)