Klagenfurt – Nach dem Auffliegen der massiven Spekulationsverluste durch Swap-Geschäfte drohen bei der Kärntner Hypo Alpe Adria Bank die Dämme zu brechen. Am Montag hat die Staatsanwaltschaft Klagenfurt Ermittlungen gegen Hypo-Verantwortliche eingeleitet. Es gehe um den Vorwurf der Untreue, sagte der leitende Staatsanwalt Gottfried Kranz. Die Strafbehörde sei von sich aus tätig geworden. Sie werde die Prüfergebnisse der Finanzmarktaufsicht in ihre Ermittlungen einfließen lassen.

Landeshauptmann Jörg Haider kritisierte den "Übereifer der Justiz". Das sei ein "parteipolitisch motiviertes Ablenkungsmanöver vom Bawag- Skandal". Sein Stellvertreter Martin Strutz bezeichnete die verspekulierten 328 Mio. Euro als "Mücke, aus der man keinen Elefanten machen soll".

Hypo Alpe Adria Vorstand Wolfgang Kulterer und Hypo- Eigentümervertreter und (über die Landesholding) Hypo-Aufsichtskommissär Jörg Haider hatten bisher die Spekulationsverluste von 328 Mio. Euro als Missetat eines einzelnen Treasury-Mitarbeiters hingestellt. Bei diesem handelt es sich um den Sohn eines früheren SPÖ-Finanzlandesrats, Christian Rauscher. Der wurde 2004 nicht entlassen, sondern lediglich degradiert und versetzt und erst nach dem Bekanntwerden der Verlust-Affäre beurlaubt.

Rauscher war gemeinsam mit Andreas Zois 2004 Bereichsleiter des Treasury gewesen. Dieses unterstand jedoch Vorstandschef Kulterer persönlich. Um Kulterer beim Treasury zu entlasten, wurde 2004 neben Günther Striedinger, Thomas Morge auch Josef Kircher in die Hypo-Vorstandsetage geholt. Gleichzeitig wurde der geschäftsführende 25-Prozent-Gesellschafter der Confida-Holding, Karl- Heinz Moser, zum Hypo-Aufsichtsratschef befördert. Deren Klagenfurter Tochter, die Confida Treuhand GesmbH, prüfte die Hypo-Bilanzen. Die Bilanz 2004, in der die massiven Spekulationsverluste bereinigt werden sollten, tragen die Unterschriften der Confida-Prüfer Walter Grojer und Robert Zankl, wobei ersterer immer wieder im Haider- Netzwerk auftaucht. Weil die Swap-Verluste offenbar eine Schuhnummer zu groß für die Klagenfurter Confida-Tochter waren, wurde die Prüfkanzlei Deloitte & Touche hinzugezogen, die prompt die Finanzmarktaufsicht informierte.

Börsegang hängt in der Luft

Mittlerweile hängt der Hypo-Börsegang, der zuletzt überraschend auf 2006 vorgezogen werden sollte, vollends in der Luft. Wie es weitergeht, wird nun wohl Thema auf der Hypo-Eigentümerversammlung am Mittwoch sein.

Vor diesem Hintergrund scheint auch das Interesse der Hypo Alpe Adria an der Bank Burgenland in einem neuen Licht. 2004 war die Hypo letzter und Bestbieter gewesen. Sie hat ihr Angebot plötzlich zurückgezogen. Ein Kauf hätte Sinn gemacht, weil die Bank Burgenland damals rund 300 Mio. Euro an Verlustvorträgen in ihren Büchern hatte. Die Hypo hätte so Gewinnsteuern sparen können. Möglicherweise unterblieb der Kauf wegen der hohe Verluste aus dem gefloppten Swap-Geschäft. (Elisabeth Steiner, Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.4.2006)