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Die Linke im Gips? Kein Beinbruch, mit der Rechten kann ja gearbeitet werden, meint die Kammer.

Foto: APA/Gindl
Linz - "Die Krankenstände sind im vorigen Jahr auf ein Rekordhoch geklettert", informiert die Wirtschaftskammer Oberösterreich. Im Schnitt waren die Arbeitnehmer 14,1 Tage im Krankenstand, was ein Plus von zwölf Prozent gegenüber 2004 ausmacht. Und dieser Anstieg belastete die oberösterreichischen Betriebe mit zusätzlich 26 Millionen Euro, sagt WK-Präsident Rudolf Trauner. Wegen dieser Entwicklung kündigte er für sein Bundesland "ein aktives Gegensteuern" an.

Bevor das so genannte Aktionspaket geschnürt wurde, analysierte die Kammer die Ursachen für die Zunahme der Krankenstände. Das Ergebnis: Ärzte, die zu schnell und zu lang krankschreiben, sowie Tachinierer, trügen eine große Teilschuld. Trauner spricht sogar von "sozialem Missbruch", der betrieben werde. "Das werden wir ohne Wenn und Aber ahnden."

Teilzeit-krank

So "verspricht" er jeden einzelnen Fall, bei dem der Verdacht besteht, die Krankheit sei nur vorgetäuscht oder ein Arzt schreibe allzu großzügig krank, aufzuklären. Weiters will die WK, dass es auch die Möglichkeit eines Teilkrankenstandes geben müsse. Denn Krankenstand bedeute nicht gleich Arbeitsunfähigkeit. Als Beispiel wird die Sekretärin angeführt, die sich den Daumen verstaucht hat. So lange, bis dieser wieder PC-einsatzbereit ist, könne sie etwa den Telefondienst in der Firma übernehmen. Ferner rät Trauner den Betrieben, jährlich ein Fehlzeitenreport der Angestellten zu veröffentlichen.

Es sei "niederträchtig", Arbeitnehmer als faul hinzustellen, so die erste Reaktion von Gerald Reiter, stellvertretender Leiter der Abteilung Sozialpolitik der AK Oberösterreich. Der Grund, warum im vorigen Jahr die Zahl der Krankenstände außergewöhnlich hoch war, lag an einer schweren Grippewelle. Dies belegt Reiter mit Daten. In den ersten zwölf Wochen 2005 seien die Krankmeldungen wegen Erkältungen von den üblichen 16 Prozent auf 41 Prozent angestiegen. Ende des ersten Quartals 2005 habe der Anteil wieder den Normalwert erreicht.

Weniger krank

Grundsätzlich halte laut AK der Trend an, dass Arbeitnehmer, aus Angst ihren Job zu verlieren, immer seltener in Krankenstand gehen. Eine Beobachtung die Oskar Schweninger, seit 28 Jahren Hausarzt in Wels, bestätigen kann. Er ist zugleich auch Kurienobmann der niedergelassenen Mediziner bei der oberösterreichischen Ärztekammer. Ein Teilkrankenstand wie von Trauner angeregt, hält er für einen "Blödsinn". "Allein medizinische Gesichtspunkte entscheiden über einen Krankenstand und nicht der Wunsch des Unternehmers." Das gelte auch für die Dauer einer Krankmeldung, verteidigt Schweninger seinen Berufsstand. (DER STANDARD, Printausgabe, 4. 4. 2006)