Wien - "Aufgrund der von uns erhobenen Lebenskonzepte von Frauen gehen wir davon aus, dass nur 25 Prozent der Mütter nach Einführung des neuen Kinderbetreuungsgeldes (KBG) zu Hause bleiben werden." Weitere 25 Prozent werden, so Helmut Schattovits, Chef des Institutes für Familienforschung, voll in den Erwerb zurückkehren. Die Hälfte der Mütter werde "mehr oder weniger lose" in Kontakt zur Firma bleiben, etwa in Form von Teilzeit. Schattovits, deklarierter Kämpfer für das KBG, bezifferte die Mehrkosten mit knapp vier Milliarden S im Jahr 2002, was durch Überschüsse des Familienlastenausgleichsfonds (Flaf) leicht abzudecken wäre. Regierung und Opposition gehen von 5,2 Mrd. zusätzlichen Kosten fürs KBG aus. Der Familienexperte unterstellt, dass es das Kindergeld nur für ein einziges Kind (das jeweils jüngste) und nicht auch für ein unter 3-Jähriges Geschwister geben wird. Die Regierung legt sich im Regierungsabkommen nicht fest, hat aber immer beton, jedes Kind müsse gleich viel wert sein. In seiner Rechnung behandelt Schattovits das KBG sozialversicherungsmäßig wie Löhne und Gehälter, also anders als bisher. Die Mehrkosten für Väter hat er ausgelassen, weil das neue KBG ja erst für Geburten ab 1. Juli 2000 gelten soll und Väter frühestens im Jahr 2003 ein drittes Jahr anhängen können. Die Väter-Kosten kann Schattovits nicht einkalkulieren. "Das hängt von der Dazuverdiener-Grenze ab." Sollte es bei den 12.000 S netto pro Monat bleiben, sei damit zu rechnen, "dass viele Bauern und Selbstständige" in Karenz gehen werden. Schattovits ist vehement dafür, dass Frauen mit einem Anspruch auf Arbeitslosengeld nach dem Kinderbetreuungsgeld auch Arbeitslosengeld bekommen müssen. Es sei nicht einzusehen, warum ein durch Arbeit erworbener Anspruch nach 308 Tagen erlöschen soll. Er verweist auf das Regierungsabkommen. Große Mehrkosten würden dadurch nicht entstehen, meint er. Debatten über eine Verschiebung des KBG sind in seinen Augen kontraproduktiv. Die Österreicher könnten ihre Kinderwünsche nach hinten verschieben, so dass die sinkende Geburtenrate noch weiter nach untern rasseln könnte. (Lydia Ninz)