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Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Europa und USA
61 Prozent der europäischen Mitglieder sind Deutsche
Vier Monate vor der Icann-Wahl:
Weltweit haben sich 16.919
Menschen registrieren lassen. Rund
61 Prozent der europäischen
Mitglieder sind Deutsche. Echte Hoffnungen können sich daher
im Moment neben Amerikanern nur deutsche Kandidaten
machen.
6915 Icann-Mitglieder kommen aus den USA, 6775 aus der
Wahlregion Europa, davon 4107 aus Deutschland. Dass Deutschland
überproportional vertreten ist, ist nicht zuletzt auf zwei
Öffentlichkeitskampagnen zurückzuführen: Die Bertelsmannstiftung
hat die Initiative "Democratic Internet" ins Leben gerufen und
verschiedene Internetmedien haben sich auf Anstoß von SPIEGEL
ONLINE zur Initiative "I can! - eLection 2000" zusammengeschlossen.
Die sprunghaft gestiegene Zahl deutscher Mitglieder wird in den USA
mit Argwohn gesehen. Um den internationalen Charakter der Wahl zu
wahren, soll jetzt ein weiteres Kriterium zur erfolgreichen
"Selbst-Nominierung" hinzukommen - verständlich und sinnvoll, jedoch
schwer zu erfüllen: Jeder der Kandidaten muss aus mindestens zwei
Ländern seiner Region unterstützt werden.
Sinnvoll ist dieses Kriterium, weil etwa für Europa nicht nur
Kandidaten ins Rennen gehen sollen, die nur von Deutschland
unterstützt werden. Schwierig einzuhalten ist das Kriterium deshalb,
weil die Verteilung der "At large Membership" innerhalb Europas sehr
unterschiedlich ist: Nach Deutschland folgen Großbritannien mit 669
und Frankreich mit 323 registrierten Icann-Mitgliedern (nur die sind
wahlberechtigt). Wirklich problematisch wird es, wenn man Portugal
mit 25 Mitgliedern und Liechtenstein mit einem einzigen potentiellen
Icann-Wähler in die Statistik einbezieht. Deutschland hat zwar
innerhalb Europas die meisten Internetnutzer, aber von
ausgewogener Repräsentation kann man nicht mehr sprechen.
Eine andere Nachricht macht Hoffnung, dass die Wahlen wirklich
Internationalität erreichen: Icann arbeitet mit Hochdruck daran, die
bisher ausschließlich in Englisch verfügbaren Icann-Internetseiten zu
übersetzen. Ende Mai sollen die Seiten in chinesisch, japanisch,
koreanisch, spanisch, portugiesisch und französisch verfügbar sein.
Die Deutsche Telekom hat sich laut Icann bereit erklärt, die Seiten
ins Deutsche zu übersetzen. (Spiegel)