Hannover - Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) hat die Einführung eines sozialen Pflichtjahres vorgeschlagen. Dies sei die logische Konsequenz aus der Diskussion über eine Reduzierung der Wehrpflichtigen-Zahlen, sagte Bartling in einem dpa-Gespräch in Hannover. "Es ist der erste Schritt zum Ende der Wehrpflicht, wenn jährlich nur noch 80.000 oder gar 30.000 junge Männer eingezogen werden sollen - das wären gerade mal knapp zehn bis 20 Prozent eines Jahrgangs. Sie werden niemandem erklären können, wo da die Wehrgerechtigkeit bleibt. Die allgemeine Wehrpflicht wird dann über kurz oder lang fallen", erklärte Bartling. Sinnvoll sei deswegen ein soziales Pflichtjahr. "Das muss dann ein sozialer Pflichtdienst für alle sein. Und dabei muss man schauen, wie man für Frauen einen Ausgleich findet, weil sie in unserer Gesellschaft immer noch die stärkeren Belastungen haben. Das könnte beispielsweise irgendwie steuerlich geschehen", erläuterte der Minister. Es müsse auch grundsätzlich diskutiert werden, ob der Staat darauf verzichten könne, dass "alle Bürger einmal in ihrem Leben eine Art Pflichtdienst für Gemeinschaft machen müssen". Bartling sprach sich aber nachdrücklich gegen die komplette Abschaffung der Wehrpflicht und den Aufbau einer Berufsarmee aus. "Die Bundeswehr bekäme dann eine ganz andere Struktur, die ich in der Tendenz für nicht glücklich halte. Jetzt ist die Truppe ein Querschnitt der Gesellschaft, das "Rambo-Syndrom" kann weitgehend rausgehalten werden. Das wäre anders, wenn sich dort nur noch die Leute sammeln würden, die freiwillig in eine Armee gehen." (APA/dpa)