Transparente Schienen, die alle zwei Wochen ausgetauscht werden, bewegen durch konstanten Druck die Zähne an die gewünschte Position

Foto: Invisalign
Erfunden wurde Invisalign in den späten 1990er-Jahren in Kalifornien. Im dortigen Santa Clara, wo die Firma bis heute ihren Hauptsitz hat, trat die Align Technology Inc. an, um "ein ästhetisches kieferorthopädisches Produkt der nächsten Generation zu entwickeln." Heraus kam ein neues System zur Behandlung von Zahnfehlstellungen, das im Jahr 2001 mit massivem Marketingaufwand auch im deutschsprachigen Raum eingeführt wurde und sich seither etabliert hat.

Grundprinzip

Das Invisalign-Grundprinzip ist schnell erklärt: Es basiert auf transparenten, maßgeschneiderten Kunststoffschienen, die durch Druckausübung die Zähne kontinuierlich in die gewünschte Position bewegen. Je nach Art der Zahnfehlstellung werden mithilfe eines patentrechtlich geschützten, computerunterstützten 3-D-Planungs- und -Produktionsverfahrens zwischen 15 und 60 Schienen vorgefertigt, die der Patient jeweils zwei Wochen trägt und nur zum Essen und Zähneputzen herausnimmt.

Vorteile

Augenfällige Vorteile von Invisalign: Die "Aligner" genannten Schienen sind nahezu unsichtbar, behindern ihren Träger nicht beim Sprechen und sind für jene, die die Zahnspangenästhetik bisher abgeschreckt hat, eine gute Alternative. Nachteile: Das System ist nicht billig. Eine Behandlung kostet im Durchschnitt zwischen 2500 und 5000 Euro und ist privat zu bezahlen.

Disziplin gefordert

Invisalign-Schienen verlangen zudem eine ziemliche Zahnhygiene- und Tragedisziplin. Da sie 22 Stunden pro Tag getragen werden sollten, muss auf Snacks zwischendurch verzichtet werden. Die Wiener Kieferorthopädin Silvia Silli, Vorstandsmitglied des Verbands Österreichischer Kieferorthopäden, empfindet "Invisalign als Bereicherung". Allerdings, so Silli, "handelt es sich dabei um eine Methode mit sehr eingeschränktem Anwendungsbereich. Der Patient und seine Fehlstellung müssen dafür geeignet sein." Was die Anwendungsmöglichkeiten der Transparentschienen angeht, meint Silli: "Dadurch, dass die Schiene den Zahn ja nicht nur an einem Punkt, sondern als Ganzes umfasst, sind effizientere Zahnbewegungen möglich als mit allen anderen abnehmbaren Apparaturen. Festsitzende Apparaturen sind aber keinesfalls dadurch ersetzbar."

Insgesamt bedeutet das: "Die Schienen korrigieren kleine und mittlere Zahn- und Kieferfehlstellungen beziehungsweise verhindern nach abgeschlossener Behandlung den Rückfall in den alten Zustand", schreibt Manfred Tacha vom Verein für Konsumenteninformation. Für kompliziertere Fehlstellungen ist das System weniger gut geeignet. Zu dieser Einsicht kommt auch die "Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie" (DGKFO): "Für umfangreiche vertikale, rotatorische und translatorische Zahnbewegungen", so die DGKFO, seien "Aligner-Schienen Grenzen gesetzt." Nicht infrage kommt Invisalign für Kinder und Jugendliche, deren Milchzähne noch nicht vollständig durch bleibende Zähne ersetzt sind. (DER STANDARD, Printausgabe, 10. 4. 2006)