Göttingen - Die bosnische Hinterbliebenenorganisation "Die Frauen von Srebrenica" ist mit dem Menschenrechtspreis der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ausgezeichnet worden. Der mit 6.000 Mark (3.068 Euro/42.213 S) dotierte "Victor Gollancz-Preis" wurde am Sonntag auf der Jahrestagung der GfbV in Hann.Münden (Kreis Göttingen) erstmals überreicht. "Unermüdlich versuchen die Frauen noch immer, das Schicksal der 10.701 beim Fall der UNO-Schutzzone Srebenica vermissten Männer und Söhne aufzuklären", hieß es in der Laudatio. Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Schwarz forderte in Vertretung des erkrankten französischen Philosophen Andre Glucksmann, die 5300 Leichen aus den Massengräbern von Srebrenica zu identifizieren. "Es ist unwürdig, ihre Gebeine so lange in Containern und Plastiksäcken in einem Tunnel in Tuzla und in Visoko aufzubewahren." Die Identifizierung sei auch nötig, um den Überlebenden zu seelischem Gleichgewicht und Frieden zu verhelfen. In der bosnischen Organisation mit Sitz in Sarajevo sind mehr als 10.000 Frauen zusammengeschlossen. Sie haben den Fall der ehemaligen UNO-Schutzzone Srebrenica in Ostbosnien am 11. Juli 1995 zum Teil schwer traumatisiert überlebt. Ein Teil von ihnen ist in europäische Länder geflüchtet. Aus Deutschland drohe ihnen die Abschiebung. Der Preis ist nach dem jüdischen Schriftsteller und Verleger Victor Gollancz (London) benannt, der als erster schon 1933 Verbrechen der Nazis aufgeklärt haben soll. Danach verurteilte er die Massenvertreibung der Deutschen jenseits der Oder-Neiße. Der Preis soll künftig jährlich vergeben werden. Neue Vorsitzende Auf der Jahreshauptversammlung wurde die 58 Jahre alte Lehrerin Irina Wießner als Nachfolgerin des Gründers der GfbV, Tilman Zülch, zur Bundesvorsitzenden gewählt. Zülch gab nach 32 Jahren seinen Bundesvorsitz ab, um sich als Generalsekretär künftig stärker auf den Ausbau der "GfbV-International" zu konzentrieren. Die GfbV ist mit rund 40.000 Mitgliedern und Unterstützern nach Amnesty International die zweitgrößte Menschenrechtsorganisation. Sie ist in sieben Ländern Europas vertreten und hat als Nichtregierungsorganisation einen Beraterstatus bei den Vereinten Nationen. (APA/dpa)