Budapest - In Ungarn hat das Haushaltsdefizit bis März mit 789,2 Milliarden Forint (2,9 Mrd. Euro) bereits mehr als die Hälfte des für das ganze Jahr veranschlagten Budgets erreicht. Das berichteten ungarische Medien am Dienstag unter Berufung auf das Finanzministerium. Allein im März habe der Fehlbetrag 354 Milliarden Forint betragen. Dies sei "das größte Monatsdefizit aller Zeiten" in Ungarn, kommentierte die linksliberale Tageszeitung "Nepszabadsag". In Ungarn findet am 23. April die zweite Runde der Parlamentswahl statt. In der ersten Runde lag die sozialistisch-liberale Regierungskoalition in Führung.

Finanzminister Janos Veres sagte Dienstag früh im ungarischen Fernsehen, die Rating-Agenturen würden Ungarn trotz dieser Dynamik des Defizits nicht zurückstufen. Es handle sich um einen vorübergehenden Pendelschlag nach oben, der sich im weiteren Jahresverlauf noch ausgleichen werde.

Vorgezogene Pensionszahlung

Das Finanzministerium hatte zuvor erläutert, dass das Defizit auf vorgezogenen Auszahlung der 13. Monatspension an Senioren zurückzuführen sei. Außerdem habe Ungarn früher als erwartet Geld für EU-Projekte ausgeben müssen, die der Staat kofinanzieren muss.

Die Zeitung "Nepszabadsag" berichtete, dass die Regierung die Bekanntgabe der neuen Defizitzahlen absichtlich um drei Tage verschoben habe, um zu vermeiden, dass diese die Wähler bei der ersten Runde der Parlamentswahl am 9. April beeinflussen. Es sei die Regel, dass das Finanzministerium diese Zahlen spätestens am 7. Tag eines Monats veröffentliche. Dazu erklärte das Finanzministerium, man gebe derartige Zahlen grundsätzlich nie freitags bekannt. Die Zeitung rechnete aber vor, dass dies bisher schon sechs Mal geschehen sei. (APA/dpa)