"Am meisten beeindruckt aber hatten mich Anton Tschechow und Iwan Bunin, und somit hörte ich eines Tages auf, mich regelmäßig zu rasieren, und begann mein russisches Leben." So beginnt Perschy die für den Band titelgebende Geschichte, freilich nicht ohne zuvor festgehalten zu haben: "Obwohl meine erste Jugend damals bereits vorüber war, war ich in gewisser Hinsicht ein kindischer Mensch geblieben." Das ist er, zum Glück für ihn und seine Leser, auch heute noch.
"Alle lagen sie entweder ermattet da oder waren keine Russen." Unter all den schwermütigen Sätzen des Alexander Solschenizyn hat Perschy sich diesen zum Motto seiner "Ich als Russe"-Geschichte gewählt. Und das ist einigermaßen passend, helfen dem Jakob Michael bei seiner Verwandlung in Jakov Michailowitsch doch zahlreiche Freunde. "Die meisten von ihnen waren in unglückliche Liebeshändel verstrickt, und keiner von ihnen hatte etwas dagegen, fast allnächtlich vernachlässigte Schenken und heruntergewirtschaftete Kaffeehäuser aufzusuchen, um dort schwermütige Gespräche zu führen und nach der Sperrstunde sentimentale Lieder zu singen." Dass Jakob M. Perschy eine Art Großmeister der Kleinmeisterei ist, hat er schon mit seinem Roman "Der Gelsenkönig" gezeigt. In "Ich als Russe" führt er die leise, allem Schrillen abholde Form ein wenig ins Herzmanovsky-Orlandoische, wobei Perschys Skurrilitäten sich stets von jenem Alltag nähren, neben dem sie dann beinahe wieder wie Alltäglichkeiten aussehen. So seine Vorschläge zu einem Tourismuskonzept für die Neusiedler-See-Region. Perschy setzt weder auf Thermen, noch auf Golfplätze, sondern auf jene unheimlichen Vorkommnisse, die er zu britischen Gespenstergeschichten zu verdichten weiß. Da war zum Beispiel jener Mann, der seiner früh verwitweten Schwester einst das Wohnrecht verweigerte, worauf "die arme Frau" ungeheuerlicherweise "schließlich sogar nach Mörbisch" übersiedeln musste. "Der hartherzige Ruster aber erscheint seit seinem Tode Jahr für Jahr als Storch."