Mailand/Wien - Die Direktion der italienischen Zeitschrift "Studi Cattolici", die der konservativen Laienorganisation "Opus Dei" nahe steht, hat sich nach einem Sturm der Entrüstung wegen der Veröffentlichung einer Karikatur des Propheten Mohammed entschuldigt, die diesen in der Hölle zeigt. Das berichtet die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag in ihrer Internetausgabe.

Er bitte in "christlicher Weise" alle Moslems um Vergebung, die sich durch die Zeichnung beleidigt gefühlt hätten, erklärte der Direktor der katholischen Zeitschrift, Cesare Cavalleri. Er fühle sich "überrascht" und bedauere das negative Medienecho auf die in der März-Ausgabe des Blattes veröffentlichte Karikatur, fügte Cavalleri hinzu. Diese sei als Islam-feindlich interpretiert worden, obwohl in ihr vielmehr die Krise der kulturellen Identität des Westens angeprangert werden sollte.

Die Karikatur zeigt unter Anspielung auf die "Göttliche Komödie" die beiden Dichter Dante und Vergil vor einem Feuerkreis, während kleine Teufel sie umflattern. "Der da, der vom Kopf bis zum Hintern zweigeteilt wurde, ist das nicht Mohammed?", fragt Vergil seinen Kollegen. Dieser bestätigt: "Er wurde zweigeteilt, weil er die Gesellschaft gespalten hat. Und dort, der mit der vor dem Islam heruntergelassenen Hose, das ist die italienische Politik."

Der Chef der Islamischen Weltliga in Italien, Mario Scajola, sprach von "schlechtem Geschmack". Der Leiter des Verbands der moslemischen Gemeinden in Italien, Roberto Piccardo, bedauerte, dass es allen Bemühungen um den Dialog zwischen den Religionen zum Trotz immer noch "Minderheiten gibt, die provozieren müssen".

Vor rund zwei Monaten hatte die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einer dänischen Zeitung einen Proteststurm der moslemischen Welt entfacht. Der damalige italienische Reformminister Roberto Calderoli sorgte für einen zusätzlichen Eklat, als er ein T-Shirt der umstrittenen Mohammed-Karikaturen trug. Der Minister musste im Zuge des Skandals zurücktreten. (APA)