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Nepals König Gyanendra (59) regiert nur mehr mithilfe des Militärs.

Foto: REUTERS/Gopal Chitrakar
Dem König ist das Volk auf den Fersen. Als in Kathmandu die Proteste in den vergangenen Tagen immer stärker anschwollen, der Generalstreik sich ausweitete und nicht nur die Parteiführer, auch die gesamte gesellschaftliche Elite, gegen ihn aufbegehrte, flüchtete Gyanendra in sein Urlaubsdomizil, 200 Kilometer außerhalb der Hauptstadt. Doch die wütenden Untertanen folgen ihm nun.

Nepals König stützt sich nur mehr auf einige Armeeführer, doch selbst unter ihnen bröckelt die Unterstützung. Geliebt wurde Gyanendra Biur Birkam Sha Dev, der Hotelier, Teeplantagenbesitzer und Inhaber einer Zigarettenfabrik, von den Nepalesen noch nie. Jetzt wird er allerdings so gehasst, dass sich sogar die Mitte-rechts-Parteien mit den Maoisten zusammentun, um Neuwahlen und eine verfassungsgebende Versammlung zu erreichen. Gyanendras Macht soll auf eine symbolische zurückgestutzt werden. In dem weltweit einzigen hinduistischen Staat gilt der König als Reinkarnation Vishnus, einer gerechten Gottheit.

Unliebsame Politiker

Seit Gyanendera 2001 zum König ernannt wurde, entpuppte er sich allerdings als selbstherrlicher Despot. Er hat nicht nur in einer Abfolge von Staatsstreichen das Parlament aufgelöst und die Regierung entmachtet, der 59-Jährige ließ auch unliebsame Politiker einsperren und glaubte, er könne den Aufstand der Maoisten mithilfe des Militärs niederschlagen.

Er versteckt sich gerne hinter seiner schwarzen Sonnenbrille von Christian Dior, die Orden wie kleine Schutzschilde auf seiner Brust, die Militärkappe tief im Gesicht, sodass hauptsächlich die Mundwinkel zu sehen sind: ganz tief heruntergezogen. Der König wirkt dauerhaft empört, so als würde man ihm etwas zuleide tun, während er Soldaten gegen Demonstranten losschickt. Ein Blutbad scheint ihn nicht zu schrecken.

Gewaltanwendung

Die Macht Gyanendras beruhte schon immer auf Gewaltanwendung - vor allem in der eigenen Familie. Als er vier war, setzten ihn Feinde seines nach Indien geflohenen Großvaters für ein Jahr auf den Königsthron. Eine Marionette für andere war er da, der den eigenen Clan entzweien sollte. Mit seinem Bruder König Birendra soll er sich zerstritten haben, nachdem dieser 1991 einer Verfassung zustimmte, die die Vollmachten des Königs stark einschränkte. Als im Juni 2001 dieser Bruder - den offiziellen Berichten nach vom eigenen Sohn - erschossen wurde, starben hinter den lachsfarbenen Palastmauern in Kathmandu noch sieben weitere Familienmitglieder. Und draußen starb das Vertrauen in die Königsfamilie.

Seitdem gibt es Verschwörungstheorien über die Rolle Gyanendras an dem Verbrechen, das nie ganz aufgeklärt wurde. Der Großwildjäger, der gerne Astrologen konsultiert und indischen Liebesliedern lauscht, hat zwei Kinder. (Adelheid Wölfl/DER STANDARD, Printausgabe, 20.4.2006)