Nepals König stützt sich nur mehr auf einige Armeeführer, doch selbst unter ihnen bröckelt die Unterstützung. Geliebt wurde Gyanendra Biur Birkam Sha Dev, der Hotelier, Teeplantagenbesitzer und Inhaber einer Zigarettenfabrik, von den Nepalesen noch nie. Jetzt wird er allerdings so gehasst, dass sich sogar die Mitte-rechts-Parteien mit den Maoisten zusammentun, um Neuwahlen und eine verfassungsgebende Versammlung zu erreichen. Gyanendras Macht soll auf eine symbolische zurückgestutzt werden. In dem weltweit einzigen hinduistischen Staat gilt der König als Reinkarnation Vishnus, einer gerechten Gottheit.
Unliebsame Politiker
Seit Gyanendera 2001 zum König ernannt wurde, entpuppte er sich allerdings als selbstherrlicher Despot. Er hat nicht nur in einer Abfolge von Staatsstreichen das Parlament aufgelöst und die Regierung entmachtet, der 59-Jährige ließ auch unliebsame Politiker einsperren und glaubte, er könne den Aufstand der Maoisten mithilfe des Militärs niederschlagen.
Er versteckt sich gerne hinter seiner schwarzen Sonnenbrille von Christian Dior, die Orden wie kleine Schutzschilde auf seiner Brust, die Militärkappe tief im Gesicht, sodass hauptsächlich die Mundwinkel zu sehen sind: ganz tief heruntergezogen. Der König wirkt dauerhaft empört, so als würde man ihm etwas zuleide tun, während er Soldaten gegen Demonstranten losschickt. Ein Blutbad scheint ihn nicht zu schrecken.
Gewaltanwendung
Die Macht Gyanendras beruhte schon immer auf Gewaltanwendung - vor allem in der eigenen Familie. Als er vier war, setzten ihn Feinde seines nach Indien geflohenen Großvaters für ein Jahr auf den Königsthron. Eine Marionette für andere war er da, der den eigenen Clan entzweien sollte. Mit seinem Bruder König Birendra soll er sich zerstritten haben, nachdem dieser 1991 einer Verfassung zustimmte, die die Vollmachten des Königs stark einschränkte. Als im Juni 2001 dieser Bruder - den offiziellen Berichten nach vom eigenen Sohn - erschossen wurde, starben hinter den lachsfarbenen Palastmauern in Kathmandu noch sieben weitere Familienmitglieder. Und draußen starb das Vertrauen in die Königsfamilie.