Leipzig - Die Atherosklerose, umgangssprachlich auch Arterienverkalkung genannt, gilt in der Herz-Kreislauf-Medizin als Ursache vieler Krankheiten. Bluthochdruck, Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierschwäche oder Angina pectoris: Bei allen diesen und vielen weiteren Erkrankungen spielen atherosklerotische Gefäßveränderungen ("verkalkte Gefäße") eine wichtige Rolle. Auf der Suche nach einem Gen, das für Atherosklerose verantwortlich ist, konnte der Wissenschaftler Daniel Teupser vom Institut für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik der Universität Leipzig eine aufsehenerregende Entdeckung verzeichnen: Die Vererbung von Atherosklerose ist geschlechtsabhängig. Die Entdeckung wurde jetzt in den "Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America" veröffentlicht.

Für seine Forschung kreuzten Teupser und sein Team Mäuse, die Resistent gegen Atherosklerose sind, mit atheroskleroseanfälligen Mäusen. Die folgenden Generationen wurden auf ihre Anfälligkeit für Atherosklerose geprüft. Dazu nutzten die Forscher eine Software, mit der die für die Atheroskleroseanfälligkeit verantwortlichen Chromosome identifiziert werden konnten. Es stellte sich heraus, dass das Chromosom 10 sowohl bei den männlichen als auch bei den weiblichen Mäusen zu identifizieren war, das Chromosom 3 nur bei den weiblichen Mäusen. Das Chromosom 12 stellten die Forscher bei weiblichen Mäusen aber nur dann fest, wenn sie aus einer Linie stammten, deren männlicher Vorfahre Träger eines atheroskleroseanfälligen Gens war. Umgekehrt fand sich das Chromosom 12 nur in männlichen Mäusen, wenn der weibliche Vorfahr das Anfälligkeits-Gen hatte.

"Die Weitergabe des Gens, das für Atherosklerose verantwortlich ist, ist abhängig vom Geschlecht der Elterngeneration. Trägt ein männlicher Nachkomme dieses Gen, muss zuvor die Mutter dieses Gen getragen haben. Umgekehrt erfordert ein weiblicher Nachkomme mit diesem Gen einen entsprechenden männlichen Vorfahren", erläutert Teupser. Um herauszufinden, wie Atherosklerose und damit verwandte Krankheiten bei Menschen vererbt werden können, muss folglich die Vererbungslinie beachtet werden, so der Forscher. Der Direktor des Instituts für Laboratoriumsmedizin, Klinische Chemie und Molekulare Diagnostik der Universität Leipzig, Joachim Thiery, freut sich besonders über diese Erkenntnis. "Wir sind auf der Suche nach den genetischen Grundlagen der Atherosklerose ein beträchtliches Stück vorangekommen".(pte)