Wie Modells behandelte der Fotograf James Balog in den 80er-Jahren einen Jaguar, einen Puma und dutzende andere Wildtiere. Vor weißem Hintergrund und im Kunstlicht fotografiert, entwickelten die Shootings eine eigene Ästhetik und ermöglichten einen neuen Blick auf gefährdete Tierarten, die er wie Stars ausstellte. Seit 1998 überträgt Balog dieses Prinzip auch auf die Flora. Seine Protagonisten sind nun die Baumriesen Nordamerikas. Er beschafft Tücher, groß wie Theatervorhänge, lädt sie in den Geländewagen und bringt sie in den Wald. Mit Kränen werden die Stoffbahnen hochgezogen, dann werden die Bäume fotografiert, als stünden sie im Studio.
Bald ging Balog noch einen Schritt weiter: Die Bilder vermittelten seiner Ansicht nach noch nicht "die Weite und Offenheit, die die Bäume verlangen". Also experimentierte er mit Collagen aus mehreren Bildern und ganzen Fotosequenzen. Schließlich landete Balog bei digitaler Mehrfachbelichtung, deren mosaikartige Bildarrangements an den Kubismus erinnern.
Weiters erkannte er, dass man das Ausmaß eines Baumes am besten vermitteln kann, wenn man hinaufsteigt. Mit einem eigens entwickelten Hängesitz und der Ausrüstung von Kletterern baumelt er in bis zu 100 Meter Höhe, seilt sich langsam ab und fotografiert dabei eine Ebene nach der anderen.