TIPPGenerell wird geraten, nicht in Panik zu verfallen. Wer jedoch jedes gesundheitliche Risiko für sein Baby ausschließen möchte, dem wird empfohlen auf Windeln der Marke "Moltex Öko" bzw. - wer vor der Arbeit nicht zurückschreckt - auf waschbare Windeln zurückzugreifen. Eine Auflistung der Geschäfte, in denen diese Windeln erhältlich sind, sowie weiterführende Informationen finden Sie unter www.greenpeace.at
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Wien - Die meisten österreichischen Babywindeln enthalten laut
Greenpeace
organische Zinnverbindungen, konkret
Tributylzinn (TBT). Den Angaben der Umweltorganisation zufolge sind die Marken "Quality Line" von Billa/Bipa/Merkur,
"Babylove" von dm und "Bauxi" von Hofer betroffen.
Die jüngsten Messergebnisse stammen den Angaben zufolge aus einer Untersuchung von Babywindeln, die in mehreren
Geschäften in Österreich gekauft wurden. Greenpeace habe die Untersuchung in Auftrag gegeben, nachdem bekannt
geworden war, dass giftbelastete Windeln in Deutschland auch nach Österreich importiert worden seien.
Kritik wird an Ministerin Sickl geübt, weil trotz Ankündigung noch keine Analyse seitens des Ministerium vorliegt. Die Umweltschutz-Organisation hat inzwischen selbst ein Gutachten in Auftrag gegeben, dessen Ergenis folgendermaßen lautet:
TBT ist hormonell wirksam
Laut dem Tiroler Umweltmediziner Dr. Klaus Rhomberg steht TBT (Tributylzinn) im dringenden Verdacht, beim Menschen hormonell wirksam zu sein. Hormonwirksame Substanzen
verursachen schon in kleinsten Mengen Beeinträchtigungen des Immunsystems. Umweltgifte mit hormonähnlichen
Wirkungen stehen außerdem im Verdacht, für die Zunahme von bestimmten Karzinomen und genitalen Schädigungen beim
Menschen verantwortlich zu sein. Das heißt im Klartext: Tragen Babies entsprechende Windeln, sind zwar keine direkten Krankheiten (Ausschläge usw.) festzustellen, sehr wohl können aber Langzeitschäden auftreten. Eine 1997 durchgeführte Studie des Öko-Instituts bestätigt, dass TBT endokrin wirksam sei.
Organozinnverbindungen, zu denen auch TBT gehört, sind erwiesenermaßen für ökologische Schäden verantwortlich. Sie gelten als 100 mal gifiger als Quecksilberverbindungen und haben durch Belastung von Meerwasser zur Beeinträchtigung des Wachstums und der Fortpflanzung von Muscheln und Meeresschnecken bis hin zur Unfruchtbarkeit geführt. In Schiffsanstrichen, früher einem der Hauptanwendungsgebiete von TBT, darf der Stoff daher nicht mehr enthalten sein.
Unklar ist nach wie vor, warum TBT überhaupt in Windeln enthalten ist. Eine noch unbestätigte Vermutung geht in die Richtung, dass es als Kleber-Komponente enthalten sein könnte.
Die Sache mit den Grenzwerten
Es gibt zu TBT keine verbindlichen Grenzwerte, sondern nur Empfehlungen der
WHO
. Letztere wurden laut Greenpeace aber in Zusammenhang mit besagten Schiffsanstrichen erarbeitet und seien überdies auf erwachsene Männer (im speziellen Fall: Dockarbeiter) bezogen.
Für Babies müssten jedoch weitaus niedrigere Grenzwerte erstellt werden, da diese naturgegeben eine schwächere Konstitution haben, ihr Immunsystem noch nicht voll ausgeprägt ist - und sie überdies nicht nur stundenweise, sondern über einen Zeitraum von Jahren hinweg durch die Windeln permanenten Kontakt mit dem Hormongift haben. Überdies seien die Bedingungen für die Aufnahme des Gifts durch den Körper im feuchten Windel-Körper-Kontakt geradezu "ideal".
Als letzten Punkt weist Rhomberg darauf hin, dass sich die WHO-Richtlinien ausschließlich auf die rein toxische Wirkung von TBT bezögen. Die zuvor beschriebenen hormonellen Auswirkungen würden jedoch - ähnlich wie bei Dioxinen und Furanen - schon bei einem Hundertstel der toxisch wirksamen Menge auftreten.
(red)