Linz – Zu dürftig sind der Staatsanwaltschaft Linz die Angaben des mutmaßlichen Vergewaltigungsopfers. Eine ehemalige Wahlhelferin des Linzer FPÖ-Fraktionsobmannes Manfred Traxlmayr hatte den Politiker angezeigt. Er soll sich an ihr vergangen haben. Nach monatelangen Ermittlungen legte die Staatsanwaltschaft diese Woche die Anzeige zurück, da der "Tatverdacht nicht konkret genug war".

Melanie B. kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen. Offiziell weiß sie noch gar nicht, dass es keinen Prozess gegen ihren mutmaßlichen Peiniger geben wird. Sie erfuhr dies von einem Journalisten aus Linz, die Staatsanwaltschaft hat sie bis dato noch nicht informiert. Ihr Verteidiger Gerald Ganzger überlegt, nach Vorliegen des Aktes, weitere rechtliche Schritte. Denn er "hätte sich wohler gefühlt, wenn ein unabhängiges Gericht ein Urteil fällt".

Pornos auf der Festplatte

Traxlmayr wurde nicht zum ersten Mal mit einer Porno-Affäre in Verbindung gebracht. Im Jänner 2005 gab es Verdachtsmomente, der FPÖ-Politiker habe sich am Computer des Linzer Fraktionsbüros tausende Pornos, darunter auch mit Minderjährigen, angeschaut. Wer diese Pornos auf die Festplatte geladen hatte, konnte nicht geklärt werden, die Staatsanwaltschaft legte auch diese Anzeige zurück. Traxlmayr sprach von einer Intrige einer Büromitarbeiterin.

Absender: Schimanek

Wenige Monate später, im Oktober 2005, ging erneut eine Sachverhaltsdarstellung beim Landesgericht Linz ein, dieses Mal wegen des Verdachts der Vergewaltigung und geschlechtlicher Nötigung. Als Absender erschien der Name des damaligen Wiener BZÖ- Spitzenkandidaten Hans-Jörg Schimanek. Somit war für die FPÖ-Oberösterreich der Fall bereits geklärt: Die Anschuldigungen gegen Traxlmayr seien "eindeutig eine Intrige des politischen Gegners", verteidigte Landesparteichef Lutz Weinziger den "Ehrenmann". Dass der mittlerweile Großvater gewordene ein "Pantscherl" mit besagter 26-Jährigen gehabt haben könnte, stellte er nicht in Abrede, doch dies sei "Privatsache".

Ein Verhältnis

Auch das Opfer bestreitet nicht, nach den Kommunalwahlen Ende September 2003 ein Verhältnis mit dem Politiker gehabt zu haben. Doch bei einem Treffen in dessen Wohnung sei der FPÖ-Klubobmann zu weit gegangen. Knapp zwei Jahre später beschrieb Melanie den Missbrauch dem Falter-Redakteur Florian Klenk, der derzeit für Die Zeit arbeitet.

Kein politisches Kleingeld

"Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, habe ich ihr geraten, den Vorfall nicht publik zu machen, sondern erst Anzeige zu erstatten", erinnert sich Klenk. Daraufhin übergab die Frau die Mitschrift dem einstigen Volksanwalt Hans- Jörg Schimanek, der sie an die Staatsanwaltschaft Linz weiterleitete – ohne es publik zu machen. Deshalb glaubt auch Klenk, der BZÖ-Spitzenkandidat wollte kein politisches Kleingeld aus dem Fall schlagen. (ker, DER STANDARD, Printausgabe 21.4.2006)