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Foto: APA/epa/NEPAL ARMY HANDOUT
Seine Anhänger und ehemaligen Nachbarn beschreiben ihn als "großzügig" und "gütig", viele seiner Freunde sehen ihn als Kämpfer für das Recht. Und in Teilen der armen ländlichen Gebiete Nepals hat es Pushp Kamal Dahal, der Führer der maoistischen Partei Nepals geschafft, sich als eine Art "Robin Hood" zu präsentieren. Besser bekannt ist er unter dem Namen "Prachanda" - "der Kämpferische".

Dieser Name bezieht sich nicht nur auf den ideologischen Kampf, den der überzeugte Maoist seit Jahrzehnten gegen die Abschaffung der feudalen Institutionen und der Monarchie in Nepal und für eine Landreform und die Errichtung eines kommunistischen Regimes führt. Prachanda, der es Mitte der 1990er-Jahre schaffte, sich an die Spitze der Maoisten zu setzen, ist auch Anführer des bewaffneten Rebellenaufstands, der 1996 begann und zeitweise die Ausmaße eines Bürgerkrieges annahm. Seitdem sind in Nepal bei Angriffen und Kämpfen schätzungsweise 13.000 Menschen ums Leben gekommen. Seine Gegner sehen in ihm einen brutalen Mörder.

Der heute 51-jährige Mann kommt aus einem Bergdorf nahe der Stadt Pokhara in Zentralnepal, wo auch in den vergangenen Tagen Demonstrationen gegen den König stattgefunden haben. Geboren wurde er im Dezember 1954 als ältestes von acht Kindern - eine Tatsache, die ihm nach nepalesischer Astrologie viel verspricht: Einen ältesten Sohn im Dezember zu bekommen deutet auf eine positive Zukunft hin.

Zur kommunistischen Partei stieß der Agrarwissenschafter Anfang 1971, die damals noch von dem legendären Pushpa Lal Shresta geführt wurde. Seit Beginn des Rebellenaufstands - des "Volkskriegs" - vor mehr als zehn Jahren lebt er im Untergrund. 10.000 bewaffnete Männer soll er hinter sich haben.

Ende vergangenen Jahres hatten er und seine Rebellen einen einseitigen Waffenstillstand ausgerufen und der Regierung ein "Friedensangebot" unterbreitet. Nach vier Monaten kündigte Prachanda dieses jedoch wieder auf, mit dem Argument, die Regierung habe es nicht angenommen. Seitdem sind die gegenseitigen Angriffe wieder an der Tagesordnung, wobei seit Anfang des Jahres mehr als 150 Menschen getötet wurden. Bei den Kommunalwahlen Anfang Februar rief er zum Boykott auf.

Seit den Massendemonstrationen der nepalesischen Opposition ist die Rhetorik des maoistischen Rebellenchefs allerdings deutlich sanfter geworden. In Interviews ist er zuletzt davon abgerückt, eine kommunistische Herrschaft zum Ziel zu erklären. Auch seine Kämpfer enthalten sich bewaffneter Aktionen im Kathmandu-Tal. Zuletzt sagte er sogar, die Rebellen würden jede vom Volk gewählte Regierungsform akzeptieren - "theoretisch" auch die Monarchie. (Julia Raabe/DER STANDARD, Printausgabe, 21.4.2006)