Wild aus Gatterhaltung kaum belastet
Wildfleisch aus Gatterhaltung ist
prinzipiell weniger belastet als Wild in großen zusammenhängenden
Wäldern mit wenig Zufütterung. Die Belastung ist bei wild lebendem
Schwarzwild höher als bei Rotwild und Niederwild. "Schwarz- und
Rotwild aus durch Tschernobyl stark belasteten Gebieten, zum Beispiel dem
oberösterreichischen Alpenvorland, den Zentralalpen oder dem
Koralmgebiet, kann aber immer noch deutlich höher belastet sein,
sofern es nicht aus Gatterhaltung stammt", sagt Dr. Christian
Katzlberger vom Kompetenzzentrum Strahlenschutz und Radiochemie Wien
der AGES. Werte bis einige tausend Becquerel pro Kilogramm sind in
Einzelfällen möglich. Mit einer nennenswerten Ingestionsdosis, das heißt
Aufnahme durch die Nahrung, ist aber auch in diesen Fällen nicht zu
rechnen.
Ein Kilo Wild entspricht einer mittleren natürlichen Strahlenexposition
Ein Beispiel: Der Verzehr von jährlich ein Kilogramm Wildfleisch mit einem
sehr hohen Cäsiumgehalt von 3000 Bq/kg Cäsium-137 führt zu einer
Strahlendosis in Folge der Aufnahme von Cäsium-137 durch die Nahrung
von 0,04 milli-Sievert. Im Vergleich dazu beträgt die natürliche
Strahlenexposition in Österreich 2,9 milli-Sievert pro Jahr. Der
Verzehr von relativ großen Mengen hoch kontaminiertem Wildfleisch
wie in diesem Beispiel führt also zu einer Erhöhung der
Strahlenexposition um nur cirka eineinhalb Prozent der mittleren natürlichen
Strahlenexposition durch Radon oder kosmische Höhenstrahlung.
Keine Belastung bei Obst, Gemüse, Kartoffeln und Getreide
Während in den meisten landwirtschaftlichen Produkten derzeit nur
noch geringe Mengen an Cäsium-137 zu finden sind, treten in wild
wachsenden Pilzen und Beeren im Vergleich dazu deutlich höhere
Gehalte auf. Der Grund dafür ist die höhere biologische Verfügbarkeit
von Radiocäsium in naturnahen Waldökosystemen. Obst, Gemüse,
Kartoffeln und Getreide weisen in Österreich in der Regel
Cäsium-137-Gehalte von weniger als ein Bq/kg auf.
Wild wachsende Pilze und Beere stärker belastet
In gewissen wild wachsenden Pilzen, wie beispielsweise Maronenröhrlingen und
Semmelstoppelpilzen, werden hingegen noch immer Cäsium-137-Werte bis
zu einigen tausend Bq/kg gemessen. Die Werte für in Österreich
gesammelte Steinpilze und Eierschwammerl liegen meist unter 200
Bq/kg, gebietsweise treten jedoch auch höhere Werte auf. Im Vergleich
dazu sind Parasole mit Werten von einigen Bq/kg eher gering
kontaminiert. Bei Pilzen ist im Gegensatz zu den landwirtschaftlichen
Produkten auch kaum eine Abnahme der Cäsium-137-Aktivitäten mit der
Zeit zu beobachten.
Belastung je nach Pilzart sehr unterschiedlich
Der Cäsium-137-Gehalt ist bei verschiedenen Pilzarten stark
unterschiedlich. Diese Unterschiede scheinen ihre Ursache
hauptsächlich in der jeweiligen Lebensweise der Pilze zu haben.
Geringe Belastung weisen in der Regel Parasiten auf (z. B. Hallimasch,
selten über 100 Bq/kg), die sich von der Substanz ihrer Wirtspflanze
ernähren. Auch bei den Saprophyten (z. B. Champignons und Riesenschirmling,
vorwiegend unter 10 Bq/kg), die die Nährstoffe aus zerfallenden
organischen Resten entnehmen, ist die Belastung mit unter 10Bq/kg gering.
Bei Röhrlingen, Täublingen und Milchlingen höhere Belastungen
Die dritte sehr wichtige Gruppe
sind die Symbionten, die eine enge Lebensgemeinschaft mit höheren
Pflanzen eingehen. Zu dieser Gruppe zählen viele bekannte Speisepilze
wie Röhrlinge, Täublinge und Milchlinge. Sie weisen in der Regel
deutlich höhere Cäsium-137-Gehalte auf.
Gesundheitsgefahr ist trotzdem gering
Werden bei einer Mahlzeit 200 Gramm Eierschwammerl mit einer
vergleichsweise hohen Kontamination von 1000 Bq/kg verzehrt, so
ergibt sich daraus eine Ingestionsdosis von 0.0028 mSv. Dies ist
wenig im Vergleich zur natürlichen Strahlenexposition, die im Mittel
rund 2.9 mSv pro Jahr beträgt. Da normalerweise Wildpilze nicht in
erheblichen Mengen verzehrt werden, ist die Ingestionsdosis selbst
dann noch gering, wenn einige Pilze Cäsium-137-Gehalte über dem
Grenzwert von 600 Bq/kg aufweisen.
Zuchtpilze kaum kontaminiert