Berlin - Im Berliner DDR-Doping-Prozess hat am Dienstag ein Opfer über eine Geschlechtsumwandlung nach seiner Sportkarriere berichtet. Der Berliner Andreas Krieger, der als Heidi Krieger jahrelang männliche Hormone zur Leistungssteigerung erhalten hatte, sagte vor dem Berliner Landgericht: "Ich konnte mich mit meinem Körper nicht mehr identifizieren." Die männlichen Hormone hätten seine transsexuelle Veranlagung forciert. 1997 hatte sich der heute 34-jährige Zeuge zu einer Geschlechtsumwandlung entschieden. Krieger war 1986 Europameisterin im Kugelstoßen geworden. Anabolika ohne Wissen verabreicht Krieger ist einer von 20 Nebenklägern in dem Prozess gegen den ehemaligen DDR-Sportchef Manfred Ewald und einen früheren Chef-Mediziner im DDR-Sport. Den beiden Angeklagten wird Beihilfe zur Körperverletzung an überwiegend minderjährigen Sportlerinnen in 142 Fällen vorgeworfen. Bei Krieger sollen die ohne sein Wissen verabreichten Anabolika eine generelle Vermännlichung verursacht haben. Biologische Möglichkeiten eines Mannes Krieger sagte, er habe etwa ab dem 17. Lebensjahr die im DDR-Sport als "unterstützende Mittel" bezeichneten Doping-Pillen erhalten. Sein Trainer habe nur erklärt: "Das nehmen alle." In der Folgezeit sei es zu einem starken Muskelzuwachs und einer gravierenden Leistungssteigerung gekommen. Er habe als Kugelstoßerin Weiten um die 21 Meter erreicht. Solche Ergebnisse seien "ohne unterstützende Mittel bei Frauen biologisch gar nicht möglich", schätzte Krieger ein. Er aber habe "Muskeln wie ein Kerl" gehabt. Die verabreichten Doping-Präparate hätten jedoch zu starken Muskelkrämpfen geführt und seine bereits damals vorhandenen seelischen Probleme verstärkt. "Ich kam immer weniger mit meinem Körper klar", sagte der Zeuge. Geschlechtsumwandlung Seine ehemaligen Trainer und Ärzte hätten sich über seine psychischen Schwierigkeiten hinweggesetzt, sagte Krieger. Er sei oft für einen Mann gehalten worden und habe sich nach dem Ende seiner Sportkarriere 1991 vor der Öffentlichkeit regelrecht versteckt. Erst 1995 habe ihn ein Freund als Transsexuellen erkannt. Auch nach der operativen Umwandlung zum Mann müsse er für den Rest seines Lebens hormonell behandelt werden. Krieger war bei seiner einstündigen Aussage vor Gericht stehen geblieben, "um den Angeklagten in die Augen sehen zu können". Ewald und der mitangeklagte Manfred Höppner zeigten bei der Vernehmung des einzigen Mannes unter den Nebenklägern keine sichtbare Regung. Der Prozess wird am Freitag fortgesetzt. (Reuters)