Kaum zu glauben, welches Echo Apples Angebot von Windows am Mac vor einigen Wochen auslöste. Apple ist trotz seines Nischenmarkts aufgrund seiner Innovationskraft ein wesentlicher Player im PC-Markt, und das große Interesse deutet darauf hin, dass es auch Windows-User immer wieder juckt, ein wenig auszubrechen.

Screenshot. Hersteller

Für Mac-User selbst ist Windows am Mac nichts neues, obwohl Apples jetziger Schritt neu ist. Mit "Virtual PC" von Microsoft kann man Windows emulieren (der Mac tut so, als ob er ein Intel-PC ist) und Programme wie dieses Redaktionssystem verwenden - wenn auch mit Tempoverlust.

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Jetzt tut der Mac nicht mehr so, er ist tatsächlich ein Intel-PC. "Boot Camp" teilt die Festplatte in einen Mac- und einen Windows-Teil, der Benutzer wählt aus, mit welchem System er starten ("booten") und arbeiten will. Boot Camp funktioniert tatsächlich so einfach wie beworben - aber man muss Windows kaufen und selbst installieren - was rund eine Stunde dauert.

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Wer also will, hat dann einen normalen Windows-PC ohne Wenn und Aber vor sich - Tests von Fachmagazinen wie c't bescheinigen den Intel-Macs, dass sie zu den schnellsten Exemplaren mit den neuen Intel-Chips gehören (gute Nachrichten für Spielefans). Sinnigerweise wird man nach dem ersten Windows-Start mit dem Hinweis begrüßt, "Ihr Computer könnte gefährdet sein" - mit Windows am Mac handelt man sich (nur auf dem Windows-Teil) auch alle Gefahren ein, von denen Macs bisher verschont waren.

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Der Nachteil dieser Lösung: Zum Wechsel muss das Gerät neu gestartet werden, und man kann vom Mac- auf den Windows-Teil zugreifen, aber nicht mithilfe von "Copy and Paste" Information übertragen.

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Eine andere Lösung ist darum mindestens so interessant wie "Boot Camp": die "Virtuelle Maschine" von Parallels .

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Dieses Programm ermöglicht, dass mehrere Betriebssysteme (nebst Windows auch Linux und andere) gleichzeitig ablaufen können. Diese Systemen haben direkten Zugriff auf den Intel-Chip - also im Wesentlichen mit ungebremster Leistung. Wenn man auf ei- nem Mac arbeitet, aber ein Windows-Programm braucht, macht man einfach ein neues Fenster auf, statt neu zu star- ten. Dadurch kann man auch mit "Copy and Paste" oder "Drag and Drop" Informationen verschieben. Beide Möglichkeiten (die man auch parallel verwenden kann) sind derzeit Betas (Testversionen), wobei Boot Camp stabil und alltagstauglich ist, Parallels noch eine Reihe von Macken hat.

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Wo will Apple mit seinem alternativen Angebot von Windows am Mac hin? Mein Tipp: Dort, wo derzeit Sony ist. Windows-User, die schicke Geräte und nicht viel daran "herumschrauben" wollen, aber die vor einem völligen Wechsel doch zurückschreckten, können sich jetzt risikolos einen Mac kaufen. Händler werden Windows vorinstallieren (was Apple nicht tun will), und alles ist für diese Kunden quasi beim Alten. Nicht ganz: Der Blick über den Zaun ist jetzt einfach - und vielleicht sind die Äpfel in Nachbars Garten doch tatsächlich besser. (Der Standard Printausgabe, 22./23.4.2006, Helmut Spudich)

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