Foto: medstandard/Österreichische Knochenmarkspendezentrale
Wenn die bösartigen Blutzellen der monatelangen Chemotherapien widerstanden haben und sich nicht aus dem Körper vertreiben ließen, bleibt die Knochenmarkstransplantation als letzte Option.

Spendermark statt eigene Blutzellen

Was dabei passiert? Das eigene, schlechte Blutzellen produzierende Knochenmark wird durch eine hoch dosierte Chemotherapie vollkommen zerstört und dann, wenn alle eigenen Blutzellen aus dem Körper verschwunden sind, durch Spendermark, das in Form einer normalen Infusion verabreicht wird, ersetzt. In einem Viertel aller Fälle können Geschwister als Spender eingesetzt werden, der Rest der Leukämie-Kranken ist auf die internationalen Knochenmarkdatenbanken angewiesen und hofft, dort einen passenden Spender zu finden.

Transplantationen immer erfolgreicher

Würde die Knochenmarktransplantation nicht im sterilen Reinraum durchgeführt, wäre jedes auch noch so harmlose Bakterium in dieser Zeit tödlich. Von der Umwelt abgeschirmt, gibt es aber eine Chance. "Mehr als die Hälfte der Knochenmarktransplantationen ist heute erfolgreich", sagt Agathe Rosenmayr, Leiterin der Österreichischen Knochenmark-Spendezentrale, die im Vorfeld in den weltweiten Datenbanken stets nach dem bestmöglichen Spender gesucht hat.

Spendermark ist schwer zu finden

Nur jeder 500.000ste passt, bei den umfangreichen Gewebeverträglichkeitstest müssen tausende Kriterien entsprechen, denn je umfassender die Übereinstimmung, umso geringer die Abstoßung, die so genannte Graft-versus-Host-Reaktion, die nach der Transplantation einsetzt und die es dann in den Griff zu bekommen gilt.

Läuft alles wie geplant, beginnt der Körper, mit dem fremden Knochenmark neue Blutzellen zu produzieren und im besten Fall können Patienten nach wenigen Wochen den Reinraum verlassen.

Doppelt soviele Spender werden weltweit gebraucht

"In den weltweiten Datenbanken gibt es zehn Millionen Spender, wir bräuchten doppelt so viele, um alle Patienten versorgen zu können", sagt Rosenmayr. Knochenmark zu spenden ist keine aufwändige Sache. Für eine grobe Typisierung reicht eine Blutprobe, nur zehn Prozent kommen irgendwann einmal in eine nähere Auswahl, und nur ein Prozent aller Spender wird tatsächlich eines Tages zum Lebensretter.

Stammzellen werden ausgefiltert

Wurde Knochenmark früher in Vollnarkose aus dem Beckenknochen entnommen, so wird Spendern heute ein Medikament verabreicht, das das Wachstum der Zellen stimuliert. Ein paar Tage später werden am Zell-Separator die wichtigen Stammzellen dann aus dem Körper gefiltert. "Wer sich entscheidet, Spender zu sein, soll dabei bleiben, denn nichts ist schlimmer, als Hoffnungen zu wecken, die sich im letzten Moment zerschlagen", weiß Rosenmayr. (Medstandard 24.02.2006/pok)